Schöne Mohrinnen, edle Sklaven, schwarze Rächer
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Im ausgehenden 18. Jahrhundert änderte sich die Haltung der Europäer zum transatlantischen Sklavenhandel und zur Versklavung von Schwarzafrikanern auf amerikanischen Plantagen grundlegend. Jahrhundertealte Akzeptanz schlug in heftige Ablehnung um, die im 19. Jahrhundert zur Abschaffung des transatlantischen Sklavenhandels und zum Verbot der Sklaverei beitrug. Während die Geschichte der britischen, amerikanischen und französischen Anti-Sklaverei-Bewegungen in weiten Teilen aufgearbeitet ist, wurde der große Widerhall, den diese auch in der deutschen Öffentlichkeit fanden, bislang nicht systematisch erforscht. Barbara Riesche zeigt in der vorliegenden Studie, dass das Für und Wider der Sklaverei in deutschen Gelehrtenkreisen unter Einbezug naturwissenschaftlicher, theologischer und politischer Argumente sehr engagiert diskutiert wurde. Sie beschreibt zugleich – und darin ergänzt und präzisiert sie die Dramen- und Theatergeschichte nachhaltig –, dass auch auf den Bühnen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts die sogenannte 'Negersklaverei' variationsreich aufgegriffen und vom Theater-publikum interessiert verfolgt wurde. Im Zentrum der Studie steht die systematische Analyse der 'Sklavenstücke' unter dramaturgischen Gesichtspunkten, die Darstellung ihrer Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte und ihre diskursive Positionierung im Kontext anderer zeitgleich entstandener deutscher Texte zur Sklaverei- und Schwarzenthematik. So kann gezeigt werden, wie der Sklavereistoff im Unterhaltungstheater des 18. Jahrhunderts eine selbstreflexive Wendung erfährt. Eigene gesellschaftspolitische, wissenschaftliche und moralphilosophische Fragen und aktuelle Ereignisse, wie die Französische Revolution, werden mit den ›exotischen‹ Geschichten verbunden und an ihrem Beispiel diskutiert. Barbara Riesche, geb. 1979, Studium der Theaterwissenschaft, Literaturwissenschaft und Sozialpsychologie in Bochum, Glasgow und an der LMU München. Von 2003 bis 2006 Mitarbeit in der DFG-geförderten Forschergruppe Kulturelle Inszenierung von Fremdheit im 19. Jahrhundert. 2007 Erlangung des Doktorgrades, seither Referentin bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft.