Athener Diskurs und Assoziationen zur Individualpädagogik
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Zum zweiten Mal präsentiert das 2007 gegründete Internationale Institut für Individualpädagogik (iiip) ein Summary zum Thema der Individualpädagogik. Neben einigen assoziierten Beiträgen von Willy Klawe und Elisabeth Opladen handelt es sich um die Referate der Athener Tagung zur Internationalen Individualpädagogik vom 18./19. März 2010. Die Tagung wurde getragen und ausgerichtet von - dem Internationalen Institut für Individualpädagogik, Köln - der Universität zu Köln, - der Stiftung Leuchtfeuer, - der Universität Athen. Den Auftakt zum Athener Diskurs macht der Gastgeber, Prof. Dr. Georgios Drakos, Leiter der Maraslios Akademie und Hochschullehrer an der Universität Athen. Mit obiografischen Reflektionen und einer individualpädagogischen Kasuistik eröffnet er den internationalen Austausch. Die einführenden Beiträge von Hansjosef Buchkremer und Michaela Emmerich betrachten die anthropologischen Bedarfe an individualpädagogischer Zuwendung im Prozess des Aufwachsens und der Selbstfindung und stellen bedeutsame Fälle extremer individualpädagogischer Vorenthaltungen und / oder „Geschenke“ (z. B. Victor von Aveyron / Helen Keller) werden vor. Die Dichotomie von individueller bzw. privater Selbstwerdung und ihrer öffentlichen Betreibung wird reflektiert. Philologisch historisierend sondieren Maria Papamichou einerseits das Feld der griechischen Klassiker hinsichtlich ihrer individualpädagogischen Beziehungen und Positionen, Theo Thyssen andererseits aus einer jüngeren Epoche die Individualerziehung im zaristischen Russland durch meist ausländische, sprich französische „Gouverneure“ und „Gouvernanten“. Gegenwartsnah und erziehungsphilosophisch grundlegend erläutert Marian Wojewoda vor dem Hintergrund einer KollegInnenbefragung das individualpädagogische Konzept der Künstlerausbildung in Polen. Diesem gegenwartsaktuellen Beitrag entspricht hinsichtlich der Zeitnähe das interkulturelle Konzept der Athener Grundschule von Grawa, über das Stella Protonotariou und Petros Charavitzidis berichten, wobei die Aufregung über den politischen Kampf noch nachvollziehbar ist. In diese griechische Riege gehört auch der Beitrag von Vassili Katsimardos, der das individualisierende Förderkonzept für Kinder mit Cerebralparese an der Sonder-Grundschule in Argyroupoli expliziert. Geografisch fern aber ebenso gegenwartsaktuell berichtet Jörg Schlüter von den politischen und pädagogischen Anstrengungen und Ansichten auf dem Gebiet der Individualpädagogik in Irland. Willy Klawe ergänzt die im großen und ganzen eher hermeneutischen Beiträge durch die Zusammenfassung seiner eigenen - in der Fachöffentlichkeit hoch beachteten - explorativ-rekonstruktiven Studie über Schlüsselsituationen und Wirkfaktoren Individualpädagogischer Maßnahmen. In methodologischer Nähe zu diesem Beitrag steht der von Jörg C. und Meike Rathert. Hier arbeiten Vater und Tochter als Experten zweier professioneller Perspektiven, nämlich der Psychologie und der Pädagogik, den individualpädagogischen Fall eines jungen Klienten mit türkischem Migrationshintergrund im achtungsvollen Diskurs miteinander auf. Elisabeth Opladen schließlich wendet sich dem Namensgeber des Klaus-Freudenhammer-Preises* zu. Sie belegt, wie die sympathisierende Empathie dieses 1993 verstorbenen Sozial- und Individualpädagogen, der mit Jörg W. Ziegenspeck zu Beginn der 1990er Jahre die Erlebnispädagogik auf Segelschiffen begründete, vor und in aller professionellen Pädagogik das Ferment für individualpädagogisches Wachstum sein konnte.