Frühe deutsche Nationalöknominnen
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Die wissenschaftlichen Beiträge früher Nationalökonominnen im deutschsprachigen Raum sowie ihre Rolle im öffentlichen Leben und an den Universitäten sind bisher wenig erforscht. Während für den englischsprachigen Raum bereits mehrere Arbeiten vorliegen, besteht hinsichtlich der Aufarbeitung, Einordnung und Bewertung der wissenschaftlichen Leistungen früher deutscher Nationalökonominnen Nachholbedarf. Der vorliegende Aufsatzband stellt diesbezüglich einen Anfang dar. Es werden das Werk und Wirken von sechs Ökonominnen vorgestellt, die als Frauen in ihrer Wissenschaftsdisziplin neue Pfade beschritten und damit den Weg ebneten für Nachfolgerinnen. Elisabeth Gnauck-Kühne benötigte als eine der ersten Nationalökonominnen Deutschlands noch eine Sondergenehmigung für das Studium. Die 44 Jahre später geborene Elisabeth Flitner gehörte zu den ersten regulär eingeschriebenen Studentinnen der Nationalökonomie. Beide beschäftigten sich mit sozialpolitischen Fragestellungen. Charlotte Lorenz und Charlotte von Reichenau strebten eine akademische Laufbahn an, beide habilitierten 1927. Lorenz, die ihre wissenschaftliche Tätigkeit bis dahin mit einer Stelle im Statistischen Reichsamt verbunden hatte und 1933 der NSDAP beitrat, wurde 1937 zur außerplanmäßigen Professorin ernannt. Dieser Erfolg blieb der Haushalts- und Konsumtheoretikerin Reichenau versagt. Marguerite Kuczynski suchte nach der Promotion durch politisches und gesellschaftliches Engagement immer wieder den Bezug zur Praxis. Als Wissenschaftlerin erlangte die Marxistin internationales Ansehen mit ihren Forschungen zur Physiokratie. Elisabeth Liefmann-Keil ist die einzige der hier vorgestellten Frauen, die ein Ordinariat für Volkswirtschaftslehre erhielt. Geprägt durch den Ordoliberalismus, erarbeitete sie eine ökonomische Theorie der Sozialpolitik, die Pioniercharakter hat, und wirkte als Expertin und wissenschaftliche Beraterin an der Gestaltung der Sozialpolitik in der Bundesrepublik mit. Register, Fotos, Faximilies.