Lost in Narration
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Gegenwärtig findet sich eine Vielzahl von Fernsehserien, die scheinbar anders konzipiert sind als je zuvor und die als zukunftsweisend betrachtet werden können. Zuletzt wurde mit der Serie LOST (ABC 2004-2010) eine Weiterentwicklung seriellen Erzählens sehr deutlich erkennbar: Eine innovative Transformation des medialen komplexen seriellen Erzählens evoziert eine neue US-amerikanische Fernsehseriengeneration. Doch was macht den Unterschied zur konventionellen Form der Fernsehserie aus? Ausgehend von diesen aktuellen Veränderungen, erfasst Christine Piepiorka in ihrer Studie systematisch die Neukonzeptualisierung seriellen Erzählens unter dem von Jason Mittell geprägten Begriff Narrative Complexity und diskutiert die Implikationen dieses Seriengenerationenwechsels als Paradigmenwechsel der Selbstinszenierung des Fernsehens und damit des (Selbst-)Verständnisses des Zuschauers. Piepiorka arbeitet spezifische Charakteristika heraus – die besondere Bedeutung des visuellen Stils, einer paradoxalen Zeitstruktur, der vernetzen Handlungsebenen, der Selbstreferentialität und das einschneidende Merkmal der transmedialen Ausfaltung eines narrativen Universums über die Fernsehgrenzen hinweg. Ihr gelingt es damit überzeugend, eine Poetik der neuen televisuellen Erzählformen zu entwickeln. Auch mit den Implikationen dieser narrativen Verschiebungen auf eine fällige Neukonzeptualisierung des Zuschauers setzt sich Piepiorka eingehend auseinander: Ein Zuschauerverhalten, das zu einer Aufhebung der binären Position Medientext und Konsument und zu einer Partizipationskultur führt, in der Zuschauer als Ko-Produzenten des transmedialen Medientextes rekonfiguriert werden. Sie verweist dabei exemplarisch auf die Serie LOST, die den Effekt der Auflösung traditioneller Erzählstrukturen und Zuschauerkonzepte mit der Metapher des Sich-Verlierens umreißt: Lost in Narration.