Wenn Eltern sich beschweren ... und Lehrer auf die Palme gehen
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Nichts wird im schulischen Kontext so dilletantisch gehandhabt, wie die Elternbeschwerde, obwohl sie eigentlich ein Bürgerrecht ist. In deutschen Schulen treffen sich mindestens 30 Millionen Menschen auf der Schüler/- Elternseite und rund 800 000 Lehrkräfte. Wo so viele Menschen 9 bis 12/13 Jahre ständig miteinander umgehen, sind Konflikte unvermeidlich. Doch Schulleitungen und Lehrkräfte lernen weder in der Aus- noch in späteren Fortbildungen, wie man lösungsorientiert und professionell mit Elternbeschwerden umgeht. Und auch Eltern zeigt niemand, wie man sich mit Aussicht auf Erfolg in der Schule beschwert. Diese Lücke soll dieses Buch schließen, das für Eltern und Lehrkräfte geschrieben wurde. Denn nur gemeinsam helfen wir unseren Kindern - Streit schadet ihnen und belastet die Gesundheit der Lehrkräfte und der Eltern. Die Beschwerde ist eine fast immer falsch bewertete Chance. Beschwerden sind keine oder wenigstens nicht nur unangenehme Ereignisse. Sie sind auch und vor allem Wegweiser, Verkehrszeichen und Kompass für die Lehrer und Schulleitungen. Sie zeigen ihnen Veränderungsnotwendigkeiten. Fast immer ist an Eltern- oder Kinderbeschwerden etwas dran - auch dann, wenn sie in der ersten Aufregung nicht so sachlich vorgetragen wurden, wie es wünschenswert wäre. Das Buch soll Lehrkräften und Eltern helfen, konstruktive Gespräche miteinander zu führen. Dazu enthält es Informationen, Übungen und Hinweise zur Selbsthilfe sowie zwei vollständige Nachschriften von vorbildlich geführten Beschwerdegesprächen. Es werden auch subtile Tabu-Fragen sensibel angesprochen, zum Beispiel die Frage wie das Verhalten seiner Eltern und Geschwister die Leistungs-Beurteilung von Kindern in der Schule beeinflusst oder wie der Lehrer den Mann im Lehrer unter Kontrolle hält. Eine ganz praktische Soforthilfe stellen drei Checklisten für Eltern, Kinder und Lehrkräfte und ein Vorschlag zur Aufnahme des Themas in das Schulprogramm dar. Eine vierte Checkliste hilft bei der Suche nach versteckten Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten von Schülern. Mit diesem Handwerkszeug können Eltern ihre Beschwerden besser vorbereiten und mit mehr Aussicht auf Erfolg vortragen. Und Lehrkräfte gehen damit professioneller und in einer Weise um, die der Gesundheit zuträglicher ist. Am Schluss stehen provokante Utopien einer radikal (= von den Wurzeln her) veränderten Schule z. B. die Forderung nach einer weitergehenden, altersabhängigen Verminderung der Zahl der von den Lehrkräften zu erteilenden Unterrichtsstunden und die Abkehr von ebenso demütigenden wie wirkungslosen Praktiken wie „Sitzenbleiben“ und defizitorientierter Leistungsbewertung durch Bestrafung. Dazu werden „radikale“ Wünsche an künftige Schulreformer vorgestellt, deren UmSetzung die deutsche Schule so verändern würde, dass ein Großteil aller Beschwerdeanlässe überhaupt nicht mehr vorkäme.