Marilyn Minter
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Verführung pur! Marilyn Minter gilt spätestens seit ihrer Retrospektive im San Francisco Museum of Art 2005 als eine der herausragenden Figuren in der amerikanischen Kunstszene. Spektakuläre Erfolge wie die Verwendung ihres Videos »Green Pink Caviar« als Hintergrund für Madonnas »Sticky & Sweet«-Tour verdeutlichen ein Oszillieren ihres Werkes zwischen Pop-Kultur und Kunstwelt. Lasziv, überhitzt und zugleich distanziert im Ausdruck entwickelt die Künstlerin in hyperrealistischen Arbeiten eine ganz eigene visuelle Sprache. Virtuos Inszeniertes voller erotisch-überdrehter Sinnlichkeit: Absätze, Perlen, Schweiß und Haut werden in ihren Gemälden und Fotografien überdimensional als Bilder komponiert. Minters Werke bestechen nicht nur durch Glitzer und Glamour, sondern beziehen deren morbiden Zerfall mit ein. Auf provozierende Weise verwendet die Künstlerin die technisch hochgerüsteten Bildwelten von Life-Style und Porno-Magazinen und interessiert sich für Bildvorlagen, die etwas »Absurdes« bieten, oder – wie sie sagt – an die sich Frauen niemals gewagt haben. Bei aller motivischen Fülle führt Marilyn Minter den Anspruch einer grundsätzlich konzeptuellen Herangehensweise ihrer Kunst fort. So arbeitet sie an seriellen Verschiebungen der Bildmotive. Zugleich schaffen gleißende helle und grelle Farbigkeit, die aus den schwarzen finsteren Bildgründen hervordrängen, ein aufgewühltes emotionales Klima voll unbändiger Lebensenergie und Sexualität in ihren Werken. Marilyn Minter lässt sich als Feministin in dem Sinne bezeichnen, dass sie selbstverständlich ihren eigenen Weg gegangen ist. Sie ist provokant im Hinblick auf ihre schamlosen Motive und agiert als chronistin der Dekadenz der westlichen Moderne. Eine Würdigung ihrer fast 40-jährigen künstlerischen Produktion ist in Deutschland, wo ihre Werke noch nie in einer Einzelausstellung gezeigt wurden, längst überfällig. Das Buch zeigt 40 Werke und setzt bei Minters frühen Fotografien an, die ihre drogenabhängige Mutter, gefangen in Depression und narzisstischer Schönheit, in melancholischen Darstellungen zeigen. Weitere Werke wie das Video »100 Food Porn Commercial«, die »Food Porn«-Bilder sowie »Cherie« und »Flurry« stammen aus den späten 1980er und frühen 1990er Jahren. Alle anderen Exponate sind nach 2000 entstanden, bis hin zu den großformatigen Werken »Glisterine« und »Chesire« von 2011, den aktuellsten beispielen ihrer unverwechselbaren und außergewöhnlichen Kunst. (Dirk Luckow) Ausstellung: Deichtorhallen – Sammlung Falckenberg, Hamburg, 30/04–12/06/2011