Sangspruch als cultural performance
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Wie verhalten sich Literatur und soziokulturelle Ordnungen zueinander? Mit dieser Frage nimmt die Analyse ein Desiderat der Forschung in den Blick: die Performativität der Sangspruchdichtung. Aus der Auseinandersetzung mit der Sprechakttheorie Austins und den Performativitätskonzepten Derridas und Butlers wird ein Analyseinstrumentarium gewonnen, das im Laufe der literaturwissenschaftlichen Untersuchungen an Beispielen der Rollen- und Themenkonstruktion bei Walther von der Vogelweide rekursiv-diskursive Netze im Spannungsfeld von Normbestätigung, -bearbeitung und -konstruktion offenlegt. Aufbauend auf diese Textanalyse wird in einem hypothetischen Modell der Kommunikationssituation die Interaktion von Performanz und Performativität beleuchtet, die die Sangspruchdichtung in einen Prozess der kulturellen Bedeutungsstiftung integrieren könnte. Auf der Schnittstelle von Literatur-, Kultur- und Sozialwissenschaften angesetzt, bietet diese zweistufige Analyse so nicht nur Anschluss für die mediävistische Forschung, sondern auch für die diachrone Untersuchung des Verhältnisses von Literatur und sozialer Ordnung.