Stillstand und Bewegung
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Ist von der deutschen Lyrik nach 1945 die Rede, wird häufig bemerkt, dass die Dichtung tonlos geworden sei. Dennoch erklingt aus Ruinenlandschaft hoher Ton. Johannes Bobrowski, Gottfried Benn, Günter Eich und Karl Mickel bezeugen nicht nur das Überleben des hohen Stils in der Nachkriegslyrik Ost- und Westdeutschlands, sondern ebenso die durch politische Trennung begründete Differenzierung der poetischen Stimmen. Das Buch spürt den Traditionslinien des hohen Tons nach und beschreibt, exemplarisch vorgeführt an den wettstreitenden Lehrmeistern Klopstock und Goethe, die poetischen Verfahrensweisen. Bestimmt durch ein konstitutives Verhältnis zur Geschichte, ist dieser Ton gleichsam durch Stillstand und Bewegung gekennzeichnet. Nach 1945 gewinnt der hohe Ton in der Reflexion auf sich selbst seine Höhe; Überbietung erweist sich erneut als das grundlegene Kriterium hohen Stils.