Torsi
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Sinnliche Verkörperung des Lebens Vom Künstler weiß man, dass er hauptberuflich auf verschiedenen Kontinenten Räume entwirft und baut. Durch die Reduktion von Menschen auf ihre Hülle entstehen – wie in der Architektur – Räume. Gebaute Räume sind auch Körper, gewissermaßen auf den Torso ausgerichtet, auf das Wesentliche, den Rumpf. Das mag der Grund sein, wieso der Künstler seine Plastiken vor allem auf den zentralen Teil des Körpers reduziert. Der Rumpf als das Wesentliche und Stützende. In der verdichteten Pose spricht er uns subtiler an als in seiner vollen Gestalt. In der festgehaltenen Bewegung wird der Torso zum offenen Buch und führt in die Tiefe; Grund genug, in einem Buch erstarrte Bewegung in verschiedenen Perspektiven festzuhalten. Wie das Kleid umhüllt und entblößt die Haut zugleich. Steht die Hülle für sich allein, kommt es zur Enthüllung. Der Betrachter muss hier selbst von der Hülle in den Kern, zum Inhalt vorstoßen. Groß ist der Spannungsbogen. Hier wirkt ein Körper wie ein Panzer, in sich ruhend, fest, ja fast abweisend. Es folgen innegehaltene Bewegungen mit der inneren Kraft eines gespannten Bogens. Bewegungen werden hier in der Windung spürbar, dort gelöste, behäbige Ruhe. Es folgt eine dünnhäutige Preisgabe, zerbrechlich fast die Form, eher an einen leicht in der Wärme zerfließenden Wachsabdruck erinnernd als an eine feste Stütze. Jedem der in Bronze Festgefrorenen ist ein individueller Ausdruck der Spannung seines eigenen Lebens gemeinsam. Mit allen dazugehörenden Rätseln des eigenen Schicksals, seiner Wünsche und Sehnsüchte. Das alles ist in der Hingabe an das Leben für einen kurzen Augenblick festgehalten. Die hier abgebildeten Körperlandschaften erinnern daran, dass wir Menschen Mikrokosmen im zeitlosen Fluss des Lebens, des Kosmos sind. So, wie sie etwa William Blake in Zeichnungen gesehen hat. Jeder bewegt sich in diesem Strom auf seine Art. Der Mensch wird zum Individuum. Andres Furger, Basel