Speise-Ordnung im Waysenhauße zu Halle 1702
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Der Nukleus der gesamten Schulstadt August Hermann Franckes beruhte strukturell auf drei Säulen: den Schulanstalten, den Internaten und der Essensversorgung. Letztere war durch sogenannte Freitische organisiert, deren Grundidee es war, die Essensversorgung nicht nur als bloßes Almosen für Bedürftige anzusehen, sondern auch als integralen Bestandteil in Franckes gesamtes Erziehungs- und Bildungskonzept einzugliedern. Die hier veröffentlichte Speiseordnung stammt aus dem Jahre 1702 und ist von August Hermann Francke persönlich abgezeichnet. Der Leser erhält einen Einblick in die Ernährungsgewohnheiten der damaligen Zeit und in die überraschende Vielfalt der verwendeten Nahrungsmittel. Die Schrift macht die grundlegenden Überlegungen und die organisatorischen Einzelheiten der Essensversorgung sehr gut deutlich. Das Freitischwesen unterlag strengen Regeln, die in detailreichen Ordnungen festgeschrieben waren. Die Regelungen reichen von der Anzahl der täglichen Mahlzeiten bis zur genauen Speisefolge. Doch vor allem ging es Francke um Manieren und Disziplin, gleichzeitig wurden die Mahlzeiten auch für Bildungszwecke genutzt und um den Zöglingen gewisse Grundtugenden wie Pünktlichkeit, Mäßigung oder Reinheit nahezubringen.