Motive im Shotokan-Karate
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Vor allem durch Action- und Martial-Arts-Filme wird das öffentliche Verständnis von Kampfsportarten geprägt. Darin dienen sie Filmhelden, um Bösewichter auf spektakuläre und akrobatische Weise auszuschalten. In der klassischen Struktur von Kung-Fu-Filmen erringt der Held seine Fähigkeiten durch die Kombination von konsequentem Training und philosophischen Einsichten. Kampfsport wird als geheime, nahezu allmächtige Waffe dargestellt, die überdies noch ansehnlich präsentiert werden kann und Mitmenschen Respekt einflößt. Das medial vermittelte Kampfsportbild entwirft damit bereits eine erste Skizze, aus welchen Gründen Menschen Kampfsporttraining ggf. praktizieren. Dass vor allem fortgeschrittene Kampfsportler differenziertere Motive verfolgen, zeigt dieses Buch anhand von Karatekämpfern. Die qualitative Studie legt dar, dass neben gängigen Sportmotiven wie Fitness, Gesundheit und Leistung auch ungewöhnliche Motive wie Spiritualität, Loyalität, Ordnungsliebe und Machtgenuss eine Rolle spielen. Vereinsleiter berichten, warum viele Eltern ihre Kinder in Karatevereine schicken, wie sie aggressionslustigen Einsteigern begegnen und welche Rolle Karate in ihrem Leben einnimmt. Daneben kommen viele Einsteiger und Fortgeschrittene zu Wort, die mal Selbstverteidigung, mal Körperbeherrschung oder Selbstdisziplin erlernen wollen. Thematisiert wird ebenso die Faszination, die vom Karatesport ausgeht und wieso gerade Karate aus dem Kampfsportspektrum ausgewählt worden ist. Beleuchtet wird ebenfalls die intensive Gefühlswelt, in die sich Karatesportler begeben und die alle Facetten von Angstüberwindung, Stolz, Transzendenz und Respekt bis hin zu Kampfeslust, Flow und Mut kennt. Kern des Buches ist die Frage, aus welchen Motiven Sportler Karate trainieren, wie diese Beweggründe miteinander harmonieren und wie sie sich über das Trainingsleben hinweg entwickeln. In das rätselhafte Feld des Kampfsports vermag dieses Buch mehr als ein Schlaglicht zu werfen, indem es die vielfältigen Motivformen nachvollziehbar beschreibt und eine empirisch angeleitete Theorie zur Karatemotivation aufstellt.