Neugier ist alles
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Vor allem als Komponist von Opern wie Joseph Süß (1997–99), Caligula (2004–06) oder Das Holzschiff (2008–10) hat sich Detlev Glanert während der vergangenen beiden Jahrzehnte einen festen Platz im Musikleben erobert. Anlässlich der Uraufführung von Glanerts jüngstem, auf der Grundlage von Stanisław Lems gleichnamigem Roman entstandenem Bühnenwerk Solaris (2010–11) bei den Bregenzer Festspielen 2012 blickt der vorliegende Band anhand zahlreicher Texte, Interviews und Essays auf die Reihe der bisherigen Bühnenwerke zurück. Dabei wird nicht nur ein Licht auf die thematische Vielfalt der einzelnen Arbeiten geworfen, sondern auch der Blick auf die komplexen Entstehungs- und Arbeitsprozesse gelenkt, die – von der Zusammenarbeit mit den Librettisten bis hin zur Probenarbeit im Opernhaus – zum Wesen der Gattung Oper und der mit ihr verbundenen Institutionen gehören. Darüber hinaus befasst sich das Buch mit Glanerts Kompositionen jenseits der Opernbühne und versammelt dazu Textbeiträge, die sich einführend und kommentierend mit einzelnen Werken auseinandersetzen oder einen Überblick über die Tendenzen seines Schaffens vermitteln; schließlich kommt auch der Komponist selbst in bislang unpublizierten Vorträgen und Stellungnahmen zu Musik und kulturellen Fragen zu Wort. Im Zusammenwirken aller Buchbeiträge wird als wichtigste Konstante von Glanerts Arbeit eine engagierte Haltung deutlich, die sich einerseits durch eine starke Anbindung an die Erfordernisse der musikalischen Praxis, andererseits aber auch durch scharfsinnige Reflexionen zur Situation des gegenwärtigen Kulturbetriebs und der gesellschaftlichen Rolle des Komponisten auszeichnet. Glanerts Schaffen erweist sich letzten Endes als Beispiel dafür, wie sich heute eine anspruchsvolle Musik denken lässt, die von den Voraussetzungen ihrer Entstehung her in gleichem Maße den ausübenden Künstler wie das Publikum als Adressaten einbezieht und zugleich in ihrem Gegenüber Neugier zu wecken versteht: Neugier, sich auf ein musikalisches Abenteuer mit manchmal unbekanntem Ausgang einzulassen und damit auch eine Vorentscheidung zugunsten bestimmter Qualitäten ästhetischen Erlebens zu treffen.