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Die Gewalt der Zeichen

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Seit der radikalen Änderung der weltpolitischen Lage durch das Selbstmordattentat islamistischer Terroristen auf die Supermacht U. S. A. am 11.9.01 versucht die Weltöffentlichkeit, dem Phänomen des Terrorismus durch die verschiedensten Erklärungsstrategien Herr zu werden. Man führt den Kampf der Kulturen oder Religionen an, verweist auf die Ausbeutung der Peripherie des kapitalistischen Weltsystems durch den Hegemon U. S. A. oder pathologisiert bzw. dämonisiert die Taten der Terroristen. Uns scheinen diese Erklärungsstrategien den Machtkonstellationen der postmodernen Gesellschaften nicht gerecht zu werden, da sie ein zentrales soziales Phänomen der vergangenen Jahrzehnte nicht beachten: das Unbehagen an der pluralistischen Gesellschaft und der konsensuell-repräsentativen Demokratie. Um dieses Unbehagen angemessen beschreiben zu können, wollen wir uns ihm aus einer zeichentheoretischen Perspektive nähern, die soziale Formationen nicht durch (kooperative) Arbeit determiniert sieht, sondern durch die Instanz des Codes. Für Jean Baudrillard ist die Wahl des Ziels der beiden Türme bedeutend, die sich wechselseitig reflektieren und das System nach allen Seiten hin abschließen. Mit ihnen wurde das neuralgische Zentrum des Systems getroffen, das sich auf einem binären Code gründet. Die Twintowers bedeuteten nicht nur das Ende jedweder originalen Referenz, sondern auch den Abschluss des Bezeichneten durch die Wiederholung des Zeichens. Der Code führt eine symbolische Verteilung der gesellschaftlichen Körper durch und zielt auf eine möglichst genaue Übereinstimmung der Gemeinschaft mit sich selbst gemäß eines arithmetischen und geometrischen Kalküls. Die integrative Kraft dieses auf dem Identitätsprinzip basierenden Systems scheint immer häufiger nicht mehr in der Lage zu sein, das negative Potential antagonistischer Strategien binden zu können, die in Form von zivilem Ungehorsam, Politik von Minoritäten oder terroristischen Akten die symbolische Ordnung der westlichen Gesellschaften unterhöhlen. In diesem Tagungsband diskutieren wir das Ausmaß der Krise der konsensuellen Demokratie und ihrer Institutionen. Die Aufsätze behandeln folgende Themen: • Die Krise der pluralistischen Gesellschaft: Wie verständlich ist das kulturelle, politische und religiöse Unbehagen am westlichen Wertekanon? • Die Funktion der Medien in der konsensuellen Demokratie; die gesellschaftliche Wirkung der medialen Reproduktion terroristischer Akte; das Bild des Terrorismus in der Populärkultur • Ästhetischer Terror: Die Vernichtung von Sinn und Bedeutung in der zeitgenössischen Kunst und Kunsttheorie • Die politische Logik des Terrorismus (Ziele, Bedingungen u. Legitimität des Terrorismus in Abgrenzung zu alternativen politischen Ausdrucksformen wie z. B. dem zivilen Ungehorsam; die Bedeutung des terroristischen Opfertodes) • Geschichte des Terrorismus (speziell der Terrorismus der RAF) • Terror als irrationale Gewalt (der ontologische Status des Terrorismus)

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2012

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