Soziale Bewegungen in der „vierten Welle der Demokratisierung“ in Lateinamerika ; Endbericht des Seminars Spezialisierung im Praxisfeld I und II, Wintersemester 2010/2011 und Sommersemester 2011, Linz, März 2012
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Welchen Einfluss haben soziale Bewegungen in Lateinamerika in der „Vierten Welle der Demokratisierung“ auf Transformation? Es geht darum herauszufinden, ob die in den klassischen Transformationstheorien konstatierte gering einzuschätzende Funktion sozialer Bewegungen und der Behauptung, dass demokratischer Wandel überwiegend ein von Eliten gesteuerter Prozess ist, der gegenwärtigen Situation in Lateinamerika entspricht. Im Ersten Kapitel wird ein theoretischer Fundus aus Arbeiten von Habermas, Merkel und Zibechi gebildet, der einerseits Leitfaden für die Untersuchungen ist und andererseits von Beginn an einer kritischen Betrachtung unterzogen wird. Das zweite Kapitel widmet sich einzelnen Länderbeispielen und speziellen sozialen Bewegungen in lateinamerikanischen Ländern, um den Zusammenhang von sozialen Bewegungen und Transformation herauszuarbeiten und die untersuchten Theorien zu evaluieren. Es wurden Analysen zu Mexiko und den Zapatisten, zu Brasilien und der Landlosenbewegung MST, zur gegenwärtigen politischen und sozialen Entwicklung in Brasilien, zu Venezuela und dem Bolivarianischen Prozess, zu der venezolanischen Regierung unter Hugo Chávez und der politischen Transformation in Bolivien angefertigt. Diese Analysen machen die Varieties of transformation und die unterschiedliche Ausprägung des Einfluss sozialer Bewegungen in Lateinamerika deutlich. Der dritte Teil des Buches umfasst die praktische Untersuchung der Hauptfrage vor Ort in Mexiko. Hier werden Interviews, die während einer Exkursion von Studierenden der Johannes Kepler Universität Linz im Februar 2011 in Mexiko durchgeführt wurden, ausgewertet. Interviews fanden mit verschiedenen sozialen Bewegungen wie der „Front zur Verteidigung der Erde“ in Atenco, mit der Elektizitätsgewerkschaft SME, mit indigenen Vertretern der Regierung in Oaxaca, mit Nichtregierungsorganisationen und Menschenrechtszentren wie z. B. Ray Pedro in Ocosingo, mit kritischen Journalisten und Wissenschaftlern wie John Holloway und Gustavo Esteva statt. Die aus der Gesamtanalyse gezogenen Schlussfolgerungen ergaben den Befund, dass in der sogenannten „Vierten Welle der Demokratisierung“, die ähnlich wie die von Huntington konstatierte „Dritte Welle“ eine Reihe von Regierungswechseln in Lateinamerika hervorbrachte, sich von ersterer durch den konstitutiven Einfluss sozialer Bewegungen auf die Transformation unterscheidet. Dabei arbeiteten die AutorInnen verschiedene Typen von Transformation heraus, die sich innerhalb der „Vierten Welle“ zeigen. Am Schluss werden die Ausgangstheorien zu Transformation und sozialen Bewegungen wieder aufgenommen und hinsichtlich der Rolle sozialer Bewegungen auf Transformation einer Kritik unterzogen.