Verschlungene Lineaturen
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Ludwig Tiecks überaus umfangreiches und vielgestaltiges Œuvre fällt in disparate Werkphasen auseinander, ist aber keineswegs frei von Kontinuitäten. Als eine derselben kann die ‚Verschlungene Lineatur‘ bestimmt werden: die Arabeske, ein aus ineinander verschlungenen Pflanzenranken bestehendes Ornament, aus dem um 1800, insbesondere in der Romantik, ein universales Kunstkonzept gemacht und das dabei auch in Literatur umgesetzt wird. Die vorliegende Studie untersucht erzählerische Texte des ‚Königs der Romantik‘ auf arabeske Strukturformen, fragt nach ihren Ausprägungen und Funktionen und vor allem nach der Bedeutung Tiecks für die Genese der romantischen Arabeske. Lange Zeit wurde sein episches Schaffen diesbezüglich von der Forschung nur in Ansätzen wahrgenommen. Zu Unrecht, wie hier gezeigt wird: Denn die romantische Arabeske ist ein Konzept, das sich – unabhängig von theoretischen Normierungen – in literarischen Varianten ausbuchstabiert, als eine implizite Poetik der frei spielenden Phantasie. Und als solche entfaltet sie gerade in Tiecks Erzählwerk eine veritable und langfristige Produktivität – nicht nur im Horizont der sich formierenden und etablierenden Romantik, sondern auch im Übergang zum Biedermeier und frühen Realismus.