Idylle und Abgründe

Dieses Buch dokumentiert die Geschichte Einbecks in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es ist ein historischer Spaziergang durch Stadt und Region vom Kaiserreich über die Weimarer Republik zu Faschismus und Nachkriegszeit. Es ist ein Stück Sozialgeschichte mit dem 'Blick von unten'. Der Großvater der Autorin war als schlesischer Saisonarbeiter um 1890 nach Einbeck eingewandert. Er gehörte zu den armen Leuten, die sozialdemokratisch dachten und im Roten Dorf, einer Arbeitersiedlung, wohnten. In der traditionellen Heimatgeschichte kommt Historie aus dieser Perspektive kaum vor. So sind drei Ebenen entstanden: Familiengeschichte, Stadtgeschichte und übergeordnete politische Geschichte. Dabei geht es der Autorin um ideologiekritische Geschichtswissenschaft. Es gilt, sich nicht damit zu begnügen, politische Handlungen zu verurteilen, sondern sie sezierenden Blicks zu erklären, Kontinuitäten zu entdecken, tradierte Denkmuster freizulegen. Das Werk schließt eine Lücke in der Stadtgeschichtsschreibung Einbecks. Die Lektüre ist spannend, erhellend, bedrückend und erschöpfend zugleich. Christine Wittrock, Historikerin, lebt als freie Autorin in Spanien. Sie wurde 1948 in Einbeck geboren, besuchte hier die Volksschule am Teichenweg, machte im städtischen Bauamt eine Lehre zur Bauzeichnerin und verließ Einbeck mit 18 Jahren. Nach Erlangung der Hochschulreife studierte sie mit einem Begabten-Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung Geschichte, Philosophie und Germanistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie schloss ihr Studium 1978 mit dem Magister Artium ab, wurde 1982 promoviert und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität. In der Folge veröffentlichte sie zahlreiche Bücher zur Geschichte sozialer Bewegungen, Frauenbewegung und Faschismusgeschichte.