Der Entnazifizierte
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Birke Grießhammer erforscht in diesem Werk das politische und berufliche Leben eines Menschen, der ihr nahe stand, den sie anscheinend aber doch nicht wirklich kannte: ihren Vater. Nach der Konfrontation mit der Entnazifizierungsakte ihres 1887 geborenen Vaters beginnt die Autorin eine Reise in die Vergangenheit ihrer Eltern, die sich vielfältig gestaltet. Sie schämt sich noch heute, dass ihr Vater offenbar die erste demokratisch gewählte Regierung der Republik Deutschland mit Waffen bekämpfte und vielleicht sogar als begeisterter Nazi Verbrechen im Namen des Deutschtums begangen hat. 'Mein Vater sollte als Oberstudienrat in Geschichte die Gymnasiasten mit Liebe zur Demokratie erziehen. Das konnte und wollte er gewiss nicht. ' Auch nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg änderte sich offenbar im Gedankengut beider Elternteile nicht viel, wie die Autorin bei ihren Nachforschungen herausfindet. Die Biografie über ihren Vater ist zwar eine mutige Abrech - nung der Autorin, gleichzeitig jedoch auch ein bemer kens - wertes Zeitdokument, das belegt, wie verführ bar Menschen sind, aber auch die Liebe zu seiner Heimatstadt Danzig offenbart. Heute, vierundsechzig Jahre später, kann Birke Grießhammer das Schweigen ihres Vaters in der Nachkriegszeit verstehen. Die Angst, die ihn beherrschte, als nach und nach die Wahrheit des Dritten Reiches ans Licht kam — die Angst vor der Entdeckung seiner eigenen Vergangenheit, seinem Mitwirken in der NSDAP und in der SA.