Das Individuum, die Liebe und die gesellschaftlichen Normen im erzählerischen Gesamtwerk Paul Heyses
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Das Individuum steht im Realismus zwischen dem Drang, seinen individuellen Bedürfnissen nachzukommen und dem Zwang, sich den Konventionen unterzuordnen. Die gezielte Analyse von Heyses Texten bietet neue Perspektiven zur Beobachtung des Zustandekommens dieses Spannungsfeldes. Das Individuum soll bei Heyse die Möglichkeit haben, sich selbst zu entfalten, stößt dabei aber immer an die Grenzen des gesellschaftlich Duldbaren. Das Modell der Konstitution des teilweise restriktiv erscheinenden Normensystems ist in Heyses Texten angelegt und lässt sich sehr plastisch herausarbeiten. So zeigt sich, dass die Konventionen zwar den Einzelnen auf dem Weg der Selbstentfaltung zum Teil einschränken, gleichzeitig aber als ein notwendiges Übel auch nicht umgangen werden können. Als Grund der Notwendigkeit restriktiver Regeln lässt sich aus Heyses Texten herausarbeiten, dass es schwache Naturen gibt, die nicht von sich aus mit einem moralischen Instinkt ausgestattet sind und gesellschaftsschädliche Tendenzen aufweisen, denen durch die Grenzziehungen Einhalt geboten werden soll. Anhand der Analyse von Heyses Texten lässt sich also auch für andere Texte des Realismus aufschlüsseln, wieso die Selbstentfaltung, die bei Heyse immer mit dem Gefühl der Vollkommnung des Selbst durch die erwiderte Liebe einhergeht, immer wieder durch die gesellschaftliche Sitte problematisiert wird.