Der Aufstand
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Das Schweigen der Waffen 1945 bedeutete auf deutschem Boden nicht nur das Ende der NS-Herrschaft – zugleich markiert das Weltkriegsende den Beginn einer schließlich erbitterten Feindschaft der vormaligen Verbündeten Sowjetunion und Westalliierte. Deren „Kalter Krieg“ brachte viele gefährliche Krisenherde hervor, Korea, Vietnam oder Afghanistan stehen dafür ebenso exemplarisch wie etwa Berlin. In die SBZ/DDR exportierte die Sowjetunion ihr diktatorisches stalinistisches System und operierte hier selbstherrlich mit willfährigen deutschen Kommunisten. Bis 1953 sorgten auch Sowjetische Militärtribunale (SMT) für „Ordnung“. Gegner dieser Verhältnisse wurden gnadenlos verfolgt. Tausende, meist junge Menschen wurden unter oft fragwürdigsten Anschuldigungen verhaftet und verurteilt, häufig mit einer Strafe von bis zu 25 Jahren Zuchthaus oder Zwangsarbeit und in den GULag deportiert. Alexander Solschenizyn oder Warlam Schalamow haben den GULag, das zur Sowjetunion von Anfang an gehörige Lagersystem, literarisch gültig verarbeitet, den Verlust jeglicher Menschenrechte seiner Insassen gegeißelt und die gnadenlose Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft, die oft mit dem Tod endete, verurteilt. Aber auch unter diesen apokalyptischen Lebensbedingungen blieb jenseits aller Unterdrückung ein starker Freiheitswille der Gefangenen erhalten. Nach dem Tod Stalins im März 1953 schöpften diese Gepeinigten neue Hoffnung und neuen Mut. Schon bald nach dem Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR und der Verhaftung des scheinbar allmächtigen Innenministers und Geheimdienstchefs Berija verweigerten beispielsweise rund 15.000 Sklavenarbeiter im nördlich des Polarkreises gelegenen Lager Workuta die Zwangsarbeit. Sie forderten die Überprüfung der SMT-Urteile und ihre Freilassung. Im Lager 10, Schacht 29, statuierte Armeegeneral Maslennikow ein Exempel: Geheimdienst-Truppen des MGB schossen am 1. August 1953 auf die wehrlosen Gefangenen aus über 20 Nationen. 64 Tote und 123 zum Teil schwer Verletzte waren die Bilanz dieses Massakers. Darüber berichtet dieses Buch in vielen Einzelheiten. 152 deutsche Staatsbürger, die in diesem Lager lebten, wurden 1955/56 entlassen. Sie fanden und finden sich jährlich zu einem Treffen zusammen, in dessen Zentrum stets die Mahnung zur Bewahrung der Freiheit steht. Freiheit ist für sie das zentrale verbindende Moment. Ihre Schicksale sind sämtlich bedeutsam – ebenso wie die Erinnerung an jenen 1. August, zu dem der später rehabilitierte Oberleutnant der „Roten Armee“ Boris J. Kudrjawzew schrieb: „Möge dieser Tag denjenigen, die den Befehl gegeben haben, auf uns zu schießen, und denjenigen, die diesen verbrecherischen Befehl ausgeführt haben, zur Schande gereichen.“