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Die künstliche Säuglingsernährung unter dem Einfluss der Bakteriologie

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Ende des 19. Jahrhunderts wurde die hohe Säuglingssterblichkeit im Kaiserreich zum Skandal erklärt. War der Tod von Säuglingen zuvor als naturgegeben oder sogar als „natürliche Auslese“ angesehen worden, entstanden nun verschiedene Vereine und Gesellschaften zur Senkung der Säuglingssterblichkeit. Die Haupttodesursache im ersten Lebensjahr waren ernährungsbedingte Magen- und Darmerkrankungen, sodass sich die Bemühungen überwiegend auf die Ernährung der Säuglinge richteten. Vor allem das weitverbreitete Nicht-Stillen war schnell als relevanter Faktor ausgemacht, lag doch die Sterblichkeit von Flaschenkindern im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts siebenmal höher als die von Brustkindern. Die sich gerade formierende Kinderheilkunde nutzte die Ernährungsfrage, um sich von anderen medizinischen Disziplinen zu emanzipieren, was 1883 zur Gründung der „Gesellschaft für Kinderheilkunde“ führte. Parallel zu dieser Entwicklung gewannen die Bakteriologen mit ihrem Konzept des spezifi schen Erregers die Deutungshoheit im Bereich der Infektionskrankheiten. Isabelle Nießen beschäftigt sich im Rahmen dieser Arbeit mit dem Einfl uss der bakteriologischen Forschungsergebnisse auf das pädiatrische Konzept der Säuglingsernährung. Zu diesem Zweck wird die Übernahme bakteriologischen Wissens durch die Pädiatrie im ersten ernährungsphysiologischen Übersichtswerk des Kinderarztes Phillip Biedert „Die Kinderernährung im Säuglingsalter“ und in zwei pädiatrischen Fachzeitschriften in Bezug auf die künstliche Säuglingsernährung analysiert.

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