Die Macht der Träume und die Ohnmacht der Vernunft
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Jenner fragt nach der Zukunft im geschichtlichen Prozess und hält darauf eine überraschende Antwort parat: Zukunft sei bestenfalls partiell ein Produkt der Vernunft, ihr eigentlicher Ursprung liege in unseren Träumen. Mit seinen Träumen erhebt der Mensch sich über die Wirklichkeit; immer wieder versucht er sogar, sie gegen die Wirklichkeit zu errichten. Der meta-physische Traum des Mittelalter, der Traum von Schönheit, wie ihn die Renaissance konzipierte, und schließlich der moderne (inzwischen verblassende) Traum von der Allmacht des Menschen über die äußere Natur lassen sich nicht als Resultat irgendwelcher mehr oder weniger mechanisch erfolgender Anpassungsvorgänge verstehen. Sie sind Visionen, die sich aus Hoffnung, Sehnsucht und Vorgriffen auf eine bessere Zukunft speisen. Als Demiurg erprobt sich der Mensch an der Härte der ihn umgebenden Sachen! In aller Schärfe widerspricht der Autor damit einer seit dem 17. Jahrhundert von Leibniz über Kant bis Bertrand Russell in Europa vorherrschenden philosophischen Doktrin, die durch die Quantenphysik nur scheinbar entkräftet wurde und neuerdings in (pseudo-)wissenschaftlichem Gewand in der Neurologie wieder unfröhliche Urständ feiert: der Doktrin von der Unfreiheit von Mensch und Natur. Nicht allein das Bild des Menschen, sondern ebenso auch das der Natur wird von dieser Doktrin verfälscht: Wissenschaft wäre nicht einmal denkbar, ohne die Voraussetzung der Freiheit (und damit auch unserer Träume). Der Autor beginnt mit einer Analyse der historischen Wirklichkeit (Mittelalter, Renaissance, Neuzeit), doch seine Analyse kulminiert in vier logischen Beweisen, womit er die Doktrin der Unfreiheit schließlich auf strenge Art ad absurdum führt. Damit bringt er eine abendländische Diskussion zum Abschluss, die seit Spinoza, Pascal und Leibniz über Hume, Kant, Fichte und Hegel bis zu Heidegger, Popper und den Neurologen ein Kernthema der wissenschaftlich-philosophischen Wirklichkeitsdeutung betrifft. Die Macht der Träume und die Ohnmacht der Vernunft ist ein Tractatus historico-philosophicus über die Freiheit, ein Manifest in doppeltem Sinne: für die kreative Erkenntnis in Kunst und Wissenschaft und gegen die Schwarmgeisterei und pseudowissenschaftliche Verirrung - ein ebenso anspruchsvolles wie provozierendes Buch, das in denkmüder Zeit zu eigenem Denken aufrüttelt!