Philosophie als Verpflichtung
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Unter den tschechischen Philosophen der Gegenwart zeichnet Jan Sokol sich dadurch aus, dass sein Werk eine Alternative darstellt zur überspezialisierten und auf recht enge Berei- che der Anwendung segmentierten akademischen Philosophie Westeuropas. Sokols Den- ken ist lebensweltlich orientiert und leidenschaftlich zugleich. Einen Philosophen wie ihn, der sich außerdem persönlich für das politische Gemeinwohl einsetzt, wird man im heu- tigen Deutschland nicht leicht finden. Jan Sokol verkörpert geradezu die Verpflichtung zur Philosophie als einer mensch- lichen Lebensform. Sein Engagement — sowohl als Dissident vor 1989 als auch danach in der hohen Politik — schlägt sich direkt oder indirekt in allen seinen hier vorgelegten Texten nieder. Vor allem seine Erläuterungen zur Charta 77 sind wichtige zeithistorische Dokumente, die der deutschen Öffentlichkeit in dieser Auswahl zum ersten Mal präsen- tiert werden. Zum Verständnis der jüngeren tschechischen Geschichte und Geistesge- schichte sind sie unverzichtbar. Diese Hinweise lassen bereits ahnen, dass Jan Sokol ein so unverwechselbarer wie unorthodoxer Denker ist, dessen philosophische Reflexionen bis in ihre letzten Konse- quenzen hinein der ›lebensweltlichen Bewältigung‹ des Lebens verpflichtet bleiben.