Logik und Hermeneutik
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Logik und Hermeneutik haben sich noch nie bruchlos ineinander gefügt; zu verschieden sind die Grundlagen und die entsprechenden Verfahrensprinzipien. Klar definiert sind die Prinzipien der Aussagenlogik: Wahr bleibt Wahr; aus Wahrem kann nichts Falsches folgen. Aus Falschem folgt alles Mögliche, d. h., aus ihm kann nichts geschlossen werden. Schwieriger wird die Sache für die Prädikatenlogik, die umgangssprachliche Bedeutungen untersucht und nach logischen Kriterien aufeinander abzubilden unternimmt. Eindeutig definiert ist: Junggeselle = unverheirateter Mann. Sobald man aber die Art der Beziehungen zwischen Mann und Frau näher ins Auge faßt, findet man die unterschiedlichsten Spielarten. Und um noch ein anderes Beispiel anzuführen: Bei Synonymen oder im Verhältnis fremder Sprachen muß offen bleiben, ob eine identische Substitution der gleichen bzw. einander entsprechenden Wörter möglich ist. Kann man „mind“, „Verstand“, „spirit“, „Geist“ als gleichbedeutend setzen? Nur wenn das der Fall wäre, könnte man die Wörter in allen möglichen Kontexten füreinander einsetzen. Dies ist aber gar nicht möglich. Das bedeutet, daß die Suche nach einem analytischen Bedeutungskriterium gescheitert ist. Aber auch das Verständnis von Bedeutung als meaning (verständlicher sprachlicher Ausdruck) und als reference (Bezug auf einen objektiv vorgegebenen Sachverhalt) läßt sich nicht zur Deckung bringen. Bedeutungen sind etymologisch zu klären. Das ist aber ein ganz anderer Vorgang, als ob-jektive Sachverhalte zu benennen. Hier muß die Frage, was wahr und was falsch bzw. vage, mißverständlich oder gar widersprüchlich ist, of-fen bleiben. Die Hermeneutik geht davon aus, daß sich die Sprache im miteinander Sprechen zweier Gesprächspartner erfüllt. Der Autor hat sich zur Aufgabe gemacht, Differenzen dieser Art herauszuarbeiten und zu zeigen, daß im Logischen ein Hermeneutisches und im Hermeneutischen ein Logisches unverzichtbar enthalten ist. Der reine Logiker würde dem nicht zustimmen. Das auf Verstehen angelegte Gespräch aber muß notwendig davon ausgehen. Daß die mit beiden Verfahrensweisen verbundenen Methodologien verschieden sind, sich jedoch ergänzen müssen, ist eine notwendige Konsequenz der Überlegung. Mit ihr kann dem Streit über die „richtige“ Methode die Schärfe genommen werden.