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Zentralbank und Bankenstress

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Die während der globalen Finanzkrise 2008/2009 nahezu unbegrenzte Bereitstellung von Liquidität seitens beinahe aller Zentralbanken und die zuerst im Mai 2010 erfolgten und zuletzt im September 2012 angekündigten Staatsanleihenkäufe der Europäischen Zentralbank am Sekundärmarkt sind in der jüngsten Vergangenheit in der Praxis beobachtete Indizien dafür, dass Zentralbanken auf eine angespannte Liquiditäts- und Ertragslage des Geschäftsbankensystems reagieren, um einen kompensatorischen Einfluss auszuüben. Dass Zentralbanken entsprechend handeln, ist nicht zuletzt dem bereits im Vorfeld stattgefundenen wissenschaftlichen Diskurs über reaktive Kompensationsmöglichkeiten in Form von Liquiditätshilfen oder Ankauf von Bankaktiva durch die Zentralbank zu verdanken. Seit der Identifizierung der Niedrigzinspolitik des Federal Reserve Systems als eine der möglichen Ursachen der von der Subprimekrise ausgelösten globalen Finanzkrise gewinnt der proaktive Einfluss der Zinssetzung einer Zentralbank als Ursache von Finanzinstabilitäten innerhalb dieses Diskurses zunehmend an Bedeutung. Des Weiteren legen die konzertierten Leitzinssenkungen des Federal Reserve Systems, der Bank of England und der Europäischen Zentralbank infolge der Insolvenz der Investment Bank Lehman Brothers im Oktober 2008 nahe, dass Zentralbanken reaktive Leitzinsanpassungen durchführen, um Stress im Finanzsystem zu kompensieren. Bisher existierte kein gesamtheitliches modelltheoretisches Konzept, welches Leitzinsänderungen der Zentralbank stresserzeugend als auch stresskompensierend abbilden konnte und gleichzeitig die bisher in der Literatur hergeleiteten Auswirkungen der prototypischen Schocks auf die Lage der Geschäftsbanken und die Kompensationsmöglichkeiten der Zentralbank in Form von Liquiditätshilfen beziehungsweise Ankäufen von Bankaktiva berücksichtigte. Insbesondere die in dieser Forschungsarbeit erfolgte formale Abbildung des Zusammenspiels zwischen der Liquiditäts- und Ertragslage als Stressfaktoren bei den Geschäftsbanken trägt zu einem größeren Verständnis der schockbedingten Auswirkungen auf die Stabilitätslage des Geschäftsbankensystems bei und leistet somit einen Betrag zur besseren Beurteilung reaktiver Kompensationsmöglichkeiten. Mit Hilfe des entwickelten modelltheoretischen Ansatzes wird gezeigt, dass unter gewissen Voraussetzungen eine Zentralbank selber eine proaktive Stressursache im Bankensystem darstellen kann. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung stehen dabei die Auswirkungen einer unerwarteten Leitzinsänderung auf die Liquiditäts- und die Ertragslage der Geschäftsbanken. Der zweite Schwerpunkt ist die Analyse der reaktiven Kompensationsmöglichkeiten der Zentralbank, wenn Stress im Bankensystem durch exogene Schocks verursacht wird. Dabei werden die Möglichkeiten der Zentralbank analysiert, schockbedingten Stress in Form eines Verlustes oder Liquiditätsdefizits durch einen gezielten Einsatz ihres Instrumentariums auszugleichen. Im Detail werden zunächst die Effekte von Technologie- und Präferenzschocks auf die Lage der Geschäftsbanken ergründet, um anschließend die Möglichkeiten der Zentralbank zu untersuchen, eventuell entstandenen Stress durch einen gezielten Einsatz von Leitzinsanpassungen oder Liquiditätshilfen auszugleichen.

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