Im Namen der Kunst
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Nietzsches berühmtes Diktum, das Dasein und die Welt seien nur als ästhetisches Phänomen zu rechtfertigen, wurde nach dem „Tod Gottes“ durch die aufregende Ästhetisierung des modernen Alltags realisiert. Warum glauben wir angesichts unseres schönen und verzauberten Alltags aber immer noch an die Notwendigkeit der Kunst? In seinem Buch zeigt Kleinmichel, dass der Glaube an die Kunst seine Kraft aus einer tiefen Enttäuschung bezieht. Sie entsteht als Reaktion auf das Scheitern der politischen Versuche, angesichts einer zunehmend profan und gottlos gewordenen Wirklichkeit neue politische Gemeinschaften zu gründen. In seiner genealogischen Auseinandersetzung mit Schiller, Wagner und Nietzsche verfolgt Kleinmichel die Entwicklung des modernen Glaubens an die Kunst, ausgehend von den Debatten über die Kunst der Gegenwart, bis ans Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Einerseits erzeugt die Enttäuschung über das Scheitern der modernen politischen Revolutionen jenen begeisterten Glauben an die Kraft der Kunst, andererseits führen die Enttäuschungen über das Versagen der Kunst zu Forderungen, die Kunst und ihre Institutionen grundlegend zu revolutionieren. Im Unterschied zu der politisch-ästhetischen Theorie Rancières wird so deutlich, dass die Kunst, anders als das Dasein und die Welt, nicht ästhetisch, sondern immer schon politisch gerechtfertigt wird.