Musiktheater in Wien um 1900
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Gustav Mahler und die Wiener Oper war schon für die Zeitgenossen ein faszinierendes, zu heftigem Pro und Contra herausforderndes Thema, das später auch in der Forschung immer wieder Beachtung fand und noch immer findet. Das Programm des vorliegenden Bandes beleuchtet hierzu unbekannte oder zumindest bislang wenig beachtete Aspekte. Da ist zunächst das institutionelle Umfeld. Die gängige Fokussierung auf Mahler und die Wiener Hofoper blendete häufig die übrige bunte Musiktheaterlandschaft Wiens aus, obwohl sich durch sie ein nicht unbeträchtlicher Konkurrenzdruck und attraktive gattungsmäßige bzw. stilistische Alternativen ergeben haben. Während es zum Publikum des Wiener Hofburgtheaters bereits entsprechende Untersuchungen gibt, fehlen derartige zur Hofoper völlig. Hier begeben wir uns auf ein archivalisch schwierig erfassbares Neuland, zu dem fürs erste zumindest einige Leitdaten anhand von Abonnementslisten vorgelegt werden können. Der zweite Schwerpunkt dieses Bandes ist Mahlers Novitätenpolitik anhand von Einzelstudien gewidmet. Eingeleitet wird dieser Abschnitt von einem Text über die allgemeine Situation des Balletts, das ja in der Ära Mahler ein eher zwiespältiges Dasein führte. Wenn auch dieses Metier dem Hofoperndirektor nach seiner eigener Aussage „ferne lag“, existieren hierzu erstaunlich viele Archivalien, deren Präsentation und Interpretation durchaus lohnt. Mahler hatte immer wieder seinen Spielplan ‚aktualisiert‘ und versucht, neue Werke zu integrieren. Auch das komische Genre spielte in Mahlers Novitätenreigen im Gegensatz zu den Standardwerken eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wenn auch manches zuweilen heftig kritisiert wurde, eines galt für alle diese Premieren: sorgfältige Einstudierung, adäquate Ausstattung, hochqualitatives Sängerensemble. Abschließend geht der Band der Frage nach den Auswirkungen, ja nach dem ‚Zukunftsgehalt‘ bestimmter Ideen und Reformen des Jubilars nach. Im Bereich des Musiktheaters ergeben sich hier gleich mehrere Anknüpfungspunkte: die damals ungewohnt moderne Rolle des Intendanten als Managers modernen Zuschnitts, Strategien der Repertoirebildung, ganz wesentlich die grundlegende szenische Erneuerung, die durch das neuartige Beziehungsgefüge Raum – Licht – Farbe – dramatische Darstellung ungewohnte Perspektiven eröffnete und einen Weg ins moderne Regietheater des 20. Jahrhunderts wies. Damit trat Mahler gewissermaßen als erster ‚moderner‘ Regisseur ins Rampenlicht. Im letzten Beitrag des Bandes schließlich werden Mahlers ambivalente Beziehungen zu den Wiener Philharmonikern anhand einer Chronologie thematisiert. So zeigen die Beiträge des vorliegenden Bandes neue Einblicke in die Wiener Musiktheaterlandschaft, in Mahlers Novitätenpolitik, in sein künstlerisches Umfeld in der Hofoper und einige seiner zukunftsweisenden Regie-Ideen.