Die Stadt und ihre Geschichte
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Diese Geschichte des Städtebaus – von seinen Anfängen und der griechisch-römischen Antike bis in heutige Tage – stellt die Frage nach den in den jeweiligen Epochen vorhandenen stadtplanerischen und städtebaulichen Leitbildern in den Mittelpunkt: nach Utopien, Modellen und Ordnungsvorstellungen. Solche Leitbilder werden an der Wirklichkeit gemessen: ob und inwieweit es zu Realisierungen kam, die, wenn vorhanden, exemplarisch genauer beschrieben werden. Ab dem 19. Jahrhundert konzentriert sich die Untersuchung nahezu ausschließlich, doch detailliert auf den deutschsprachigen Kulturraum, während sie für die Zeiten davor – wenn auch eher überblicksartig – darüber hinausgeht. Nicht nur im – abgesehen von eschatologischen Vorstellungen – weitgehend leitbildlosen Mittelalter gab es Phasen, in denen für Stadtplanung und Städtebau bestenfalls begrenzte Ordnungsvorstellungen existierten, so vom Beginn des Barocks mit seinem Hang zu Symmetrie und Axialität über die Zeit des Klassizismus mit seiner Vorliebe für ausgewogene Asymmetrien bis hin zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die Renaissance war dagegen eine Zeit der „aktiven Leitbilder“: solchen, die offensiv und ohne den bestehenden Städten nennenswerte Beachtung zu schenken, zu – vermeintlich – völlig neuen stadtplanerischen oder städtebaulichen Ufern riefen. Auch die Modelle im Deutschland der 1960er Jahre ließen den Bestand gedanklich beiseite, an dessen Stelle sie geometrisch-anorganische bzw. biologistisch-organische, jedenfalls richtungslose Strukturen setzen wollten. „Reaktive Leitbilder“ wie z. B. in der Zeit um 1900 oder die Utopien und Modelle der späten 1920er Jahre, die teilweise Ende der 1960er Jahre wiederaufgegriffen wurden, gingen dagegen – bei aller dezidierter Kritik – von den vorhandenen Städten aus, die es zu reformieren galt. Vielleicht weil die Umsetzung häufig den Erwartungen nicht entsprach, wird in Deutschland derzeit wieder auf – vor allem stadtplanerisch funktions- und städtebaulich formlastige – Leitbilder verzichtet.