Wahrnehmung der Veterinärmedizin
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Tierhaltung in Deutschland ist nach wie vor einem starken Wandel unterworfen. Bezeichnend hierfür sind steigende Betriebsgrößen auf dem Großtiersektor und ein geringer werdender Bezug und Kontakt der Menschen in unserer Gesellschaft zum Nutztier. Auf dem Kleintiersektor ist durch den Wandel der kleinen Haustiere vom Arbeitstier beim Viehtreiben oder als Hofhund zum Begleittier, teils sogar bis hin zum „Kind- oder Partnerersatz“ eine entgegengesetzte Entwicklung zu beobachten. Entsprechend haben sich auch die Tätigkeitsfelder der Tierärzte gewandelt. Während ein Mangel an Tierärzten im Nutztiersektor beklagt wird, gerät durch steigende Konkurrenz auf dem Kleintiersektor dieses Arbeitsfeld der Tierärzte unter Druck. Da sich die Medizin der Nutztiere am wirtschaftlichen Wert des Tieres orientiert, sind anstelle individueller Einzeltierbehandlung besonders tierärztliche Tätigkeiten im Bereich der Bestandsbetreuung und der Prävention gefragt. Auf der anderen Seite stehen Begleittiere, deren Behandlung sich vor allem am ideellen Wert des Einzeltieres orientiert, so dass die therapeutische und operative Spezialisierung – vergleichbar der Humanmedizin – für die Einzeltierbehandlung ansteigt. Auch die Globalisierung und die damit verbundenen Tiertransporte sowie der Transport von tierischen Produkten bergen Aufgaben und Risiken. Die Aufgabe dieser Dissertation bestand darin, Aufschluss über die Berufsziele und die Vorstellungen der Studienanfänger der Veterinärmedizin zu erhalten, um diese mit der Berufsrealität, wie sie die Berufstätigen erleben, zu vergleichen. Diskrepanzen zwischen Berufsrealität und Vorstellungen der Studienanfänger können zur Folge haben, dass nicht jeder Absolvent das angestrebte Tätigkeitsfeld findet, wodurch Unzufriedenheit und weitere Folgen (auch ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf) ausgelöst werden können. Es stellt sich die Frage, ob die angehenden Tiermediziner eine adäquate Vorstellung vom Beruf besitzen. Dem wurde nachgegangen, indem zunächst ein aktueller Jahrgang von Studienanfängern (2009/2010) befragt wurde. In einem weiteren Schritt wurden die Absolventen des Approbationsjahrgangs 1999 – rund zehn Jahre nach der Tierärztlichen Prüfung – zu ihrer aktuellen Einstellung zum Beruf befragt. Angestrebt war ein Vergleich von über eine Reihe von Jahren getrennten Gruppen. Dabei sollten die Studienanfänger indirekt die Vorstellungen „der Gesellschaft“ reflektieren und die Berufstätigen das „reale Bild“ der Veterinärmedizin wiedergeben.