Studien zur spanischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts
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Zu den bekanntesten spanischen Genrebildern des 17. Jahrhunderts, des sogenannten Siglo de Oro, gehören Bartolomé Estéban Murillos Gassenjungenbilder. 2001 konnte im Rahmen der Ausstellung Murillo. Kinderleben in Sevilla in der Alten Pinakothek in München sein gesamtes Genrewerk gezeigt werden. Der in diesem Rahmen erschienene Ausstellungskatalog leistet Grundlagenarbeit. Die Autoren bestimmen die Herkunft der Bilder, ordnen sie den Bildtraditionen zu und schlagen Interpretationen vor.1 Die historische Wirklichkeit des Landes fließt in die Untersuchungen nur beiläufig ein. An diesem Punkt setzt diese Arbeit an, wenn sie versucht, die sozialgeschichtlichen Aspekte zu vertiefen. Dabei geht es darum, die Themen und Motive, die Murillo vorrangig beschäftigten, zu bestimmen und im gesellschaftlichen Diskurs zu verorten. Betrachtet man diese Bilder nicht als Meisterwerke der spanischen, sondern der europäischen Malerei, so stellt sich unter anderem die Frage nach der besonderen Tradition der Genremalerei in Spanien, denn unter den spanischen Malern war die Gattung kaum populär. Murillos Genrewerk ist mit 22 sicher zugeschriebenen Arbeiten das größte erhaltene eines spanischen Meisters des 17. Jahrhunderts. Somit lassen sich anhand seiner Szenen für die gesamte spanische Genremalerei Aussagen bezüglich Funktion, Bedeutung und Entwicklung treffen. In den Niederlanden liegt der Ursprung dieser Gattung. Als Kontrastfolie dient also vor allem die niederländische Genremalerei, die im Gegensatz zur spanischen bereits Untersuchungsgegenstand zahlreicher Forschungen war. Außerdem weist sie ein weites Themenspektrum auf, was interessante Fragestellungen bezüglich möglicher Auslassungen und unterschiedlicher Gestaltungsweisen eröffnet. In Abgrenzung vom Modell der niederländischen Genremalerei werden die Besonderheiten der spanischen Genremalerei - vorrangig bei Murillo- deutlich.