Wandel der Sinngenese in der russischen Literatur von der Romantik bis zur Postmoderne
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Die Frage nach der literarischen Epoche und ihren Grenzen wird in der Literaturwissenschaft immer wieder gestellt und kann trotz einer gewissen Einigung bezüglich der Epochennamen nicht als endgültig beantwortet gelten. Einzelne Werke weisen besonders an Epochengrenzen oftmals Stilmerkmale der einen Epoche auf, während sie konzeptuell zu der anderen gehören. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob Typologien nicht bloße Konstruktionen sind, die durch unseren Wunsch nach Ordnung determiniert sind. Es wäre naiv zu behaupten, dass wir die Epochenbildung sowie die Übergänge auf irgendeine Weise beeinflussen bzw. kontrollieren könnten. Das Chaos der zahlreichen kulturellen Erscheinungen organisiert sich jedoch selbst und stellt eine Ordnung dar, die sich sehr wohl erschließen lässt. Mit dem Modell der strukturellen Typologie soll hier ein Versuch unternommen werden, diese Ordnung anhand einiger Begriffe aus der Chaostheorie zu beschreiben. Um eine solche Typologie zu erstellen, werden anhand ausgewählter Texte fünf Epochen untersucht. Bei der Wahl der Werke werden sowohl solche Texte berücksichtigt, die als „typisch“ für ihre Epoche gelten können, wie z. B. Pelevins Capaev i Pustota oder Belyjs Peterburg, als auch solche, die in Bezug auf ihre Epochenzugehörigkeit einen „Problemfall“ bilden, wie z. B. Lermontovs Geroj našego vremeni, Dostojevskijs Idiot oder Bulgakovs Master i Margarita. Eine solche Wahl der Werke soll aufzeigen, dass die Zuschreibung eines Werkes zu einer Epoche anhand von dessen Struktur nicht nur möglich, sondern auch eindeutig ist.