Religiöse Minderheiten und gesellschaftlicher Wandel

Religiöse Gruppierungen und Bewegungen sind an der Gestaltung und der Dynamik gesellschaftlicher Entwicklungen entscheidend mitbeteiligt: Sie sind eingebunden in komplexe Machtverhältnisse sowie in Auseinandersetzungen und Aushandlungsprozesse um gesellschaftlich wirkmächtige Deutungsmuster, akzeptierte Lebensstile und Identitäten. Religiösen Minderheiten kommt dabei im Spannungsfeld von Dominanz und Marginalisierung zwischen den Religionen, aber auch zwischen Glaube versus Unglaube/Atheismus und in Prozessen der religiösen Pluralisierung, Individualisierung und Säkularisierung eine besondere Bedeutung zu. Für das Verständnis gesellschaftlicher und politischer Prozesse unabdingbar ist die Analyse der Dynamik religiöser Minderheiten: In welchem Verhältnis stehen religiöse Minderheiten und Mehrheiten zueinander und aufgrund welcher Dynamiken erlangen religiöse Gemeinschaften einen höheren gesellschaftlichen Status oder verlieren diesen? Wie wirken gesellschaftliche Veränderungen und öffentliche Wahrnehmung auf die Selbst- und Fremdzuschreibungen von religiösen Gemeinschaften? Welchen Einfluss üben religiöse Gemeinschaften auf gesellschaftliche Wandlungs- und Machtprozesse aus? Die in diesem Band versammelten Beiträge liefern in ihrer inhaltlichen und disziplinären Vielfalt einen vertieften Einblick in das Verständnis religiöser und gesellschaftlicher Konfliktdynamiken zwischen religiösen Mehrheiten und Minderheiten, aber auch innerhalb religiöser Traditionen sowie in das Verhältnis von Religionen und säkularen Traditionen.