Baukunst und Umwelt
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Mit dem Gottfried Semper Architekturpreis wird eine deutsche Architektenpersönlichkeit oder Architektengemeinschaft gewürdigt. Bei der Beurteilung werden daher insbesondere Aspekte der Architekturqualität, der städtebaulichen Einbindung, des Landschaftsbezugs sowie des klima-, ressourcen- und flächenschonenden Bauens berücksichtigt. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Sächsischen Akademie der Künste mit der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU) und Vattenfall Europe Mining & Generation (Stifter) vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Der Natur wieder zurückzugeben, was man ihr an Ort und Qualität genommen hat, ist eine der Maximen, die Erich Schneider-Wessling seit nunmehr fast einem halben Jahrhundert verfolgt und verbreitet hat. Von den einzelnen Bauwerken bis in den Maßstab der Stadtplanung sind seine Entwürfe stets auf die Gestaltung von Landschaft hin angelegt. Schon in den ersten Wohn-Landschaften des Architekten war die Verschmelzung von Innen und Außen nach dem Konzept des „fließenden" Raums Programm. Mit Pflanzen aller Art bewachsene Terrassen, Balkone und Dachgärten bildeten ein dichtes Netzwerk vielfältig nutzbarer Freiräume, sorgsam mit der Umgebung verwoben. Später wuchsen aus solchen Netzen ganze Städte mit ihren Parks und Promenaden, mit grünen Höfen und verglasten Hallen, fein gegliedert in Übergangszonen zwischen öffentlichen und privaten Bereichen, um den Menschen durch Architektur vielfältige Wahlmöglichkeiten zwischen Rückzug und Teilhabe an der Gemeinschaft einzuräumen. Grundlage solcher Transformation von Natur in Gebautes war für Erich Schneider-Wessling von Anbeginn ein empathisches Verständnis auch der Natur des Menschen, dem als schutzbedürftiges Mängelwesen zum Überleben zuallererst Obdach gegeben und Gemeinschaft ermöglicht werden muss, bevor Baukultur zur weiteren Entfaltung physischer, psychischer und sozialer Bedürfnisse wirksam werden kann. Erst dann kann schließlich auch Architektur zur Emanzipation der Menschen beitragen, zum Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit, wie sie sich täglich in den unbefragten Routinen des Alltags verstetigt, angefangen von den gemeinschaftsfeindlichen Formen des Wohnens in einer zunehmend auf gelebte Solidarität angewiesenen Gesellschaft bis hin zur unbedachten Ressourcenverschwendung, gegen die auch ausgeklügelte Energieeffizienz im Bauen nicht ankommen kann, wenn das alltägliche Verhalten der Menschen den längst gewonnen Einsichten in biologische Notwendigkeiten zuwiderläuft.