Das Wunder in der Schuheinlegesohle
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Mit einer Auswahl von rund 120 Meisterwerken gibt dieser Katalog einen beeindruckenden Überblick über die von Hans Prinzhorn zusammengetragene Sammlung, auf deren Grundlage er 1922 sein Buch „Die Bildnerei der Geisteskranken“ publizierte. Prinzhorn, selbst promovierter Kunsthistoriker und Arzt, entwarf darin eine allgemeine Theorie der Gestaltung, die sich mit den psychischen „Wurzelbereichen“ des Schöpferischen auseinandersetzte – ein Thema, das auch die Künstler der Zeit stark beschäftigte. Expressionisten und Künstler im Umkreis des „Blauen Reiter“ waren an der emotionalen und seelischen Komponente des Künstlerischen ebenso interessiert wie der Spätsymbolist Alfred Kubin oder die Surrealisten. Die Surrealisten – die im Zentrum der Berliner Sammlung Scharf-Gerstenberg stehen, in der die Ausstellung „Das Wunder in der Schuheinlegesohle“ ab November 2014 zu sehen ist – haben den „Wahnsinn“ gar zu einem ihrer Ideale erklärt: 1924 pries ihr Wortführer André Breton im „Ersten Manifest des Surrealismus“ die alles überwindende Kraft des Wahnsinns. Salvador Dalí nutzte in seiner „paranoisch-kritischen Methoden“ die wahnhafte Phänomene als Mittel „irrationaler Erkenntnis“. Der Umstand, dass alle Werke der Sammlung Prinzhorn ohne den Einfluss von Psychopharmaka und fernab jeglicher therapeutischer Maßnahmen entstanden sind, trägt bis heute zu ihrer besonderen Faszination bei. Sie erzählen uns von den Versuchen, mit den Mitteln der Imagination Kontrolle über eine aus den Fugen geratene Welt zu erhalten. Die Welt wird gedeutet, Nachrichten werden empfangen und weitergeleitet, alte Ordnungen zerstört und neue geschaffen, Unheimliches gebannt, Visionen erklärt. Hier sind die Feldzüge Napoleons ebenso bedeutsam wie die Schweißflecke in einer Schuheinlegesohle.