Bashōs "Pfade durch das Hinterland" und die Haibun-Literatur
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Das Oku no Hosomichi erzählt von einer Wanderung der beiden Figuren „Ich“ und „Sora“ durch den Norden von Japans Hauptinsel. Matsuo Basho, der vor allem für seine Haiku bekannte Autor, schloss einige Jahre nach einer 1689 tatsächlich unternommenen Wanderung die Arbeiten am Werk ab und ließ von einem Schüler eine Reinschrift anfertigen. Nach seinem Tod erschien gegen 1700 die erste Druckfassung. Bald schon folgten literarische Nachwanderungen, Darstellungen in Bildern, philologische Kommentare usw., und heutzutage zählt das kurze Werk zu den bekanntesten der japanischen Literatur. Bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung, in Ausgaben für den Schulunterricht oder bei der Übersetzung fällt zur Beschreibung von Stil und Inhalt oftmals die Bezeichnung haibun. In der vorliegenden Untersuchung geht es um zwei Fragenkomplexe. Zunächst einmal soll geklärt werden, was denn überhaupt unter haibun zu verstehen ist. Auf dieser Grundlage wird untersucht, ob und wie das Werk diesen Kriterien entspricht. Die Probleme, um die es dabei geht, rücken in der japanischen Literaturgeschichte nur selten in den Blick, aber ohne Zweifel neu ist der Ansatz, das Werk narratologisch als Erzählung zu analysieren. Dadurch treten Aspekte in Erscheinung, die sich bisher vollkommen verdeckt hielten. Betroffen sind nicht nur besondere Probleme wie das unzuverlässige Erzählen, sondern auch diffizile Merkmale wie der Textrhythmus oder die vorerst missglückte Institutionalisierung von Fiktionalität. Robert F. Wittkamp, geboren 1959, studierte Japanologie, Sinologie und Ethnologie. 1994 ging er nach Japan, lebte zunächst in Tokyo und lehrt seit 2003 an der Kansai-Universität in Osaka Literatur- und Kulturwissenschaften. Nach der Untersuchung Landschaft und Erinnerung: Zu Bashos Oku no Hosomichi, die 2012 als elfter Band der Deutschen Ostasienstudien erschien, legt der Verfasser mit der vorliegenden Untersuchung die zweite Monographie zu diesem Glanzstück der japanischen Literatur vor.