Wachsein
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Wachsein ist in der abendländischen Philosophie ein Randthema. In psychologischem und medizinischem Kontext ist das Wachsein meist nur Thema in der Perspektive der dritten Person: Man beschreibt, wie sich andere verhalten, wenn sie wach sind. Dieses Buch hält sich an die Perspektive der ersten Person. Es geht um das subjektive Erleben, darum, wie es für mich ist, wach zu sein. Das ist uns vertraut und gerade deswegen fremd und unbefragt. Zumeist hintergründig bewusst, wird es erst explizit, wenn das Erleben gestört wird. Im Zentrum steht die These, es fühle sich irgendwie an, wach zu sein. Wachsein bestehe in unterschiedlichen Gefühlen bestimmter Struktur, die man als „Selbstgefühle“ bezeichnen kann, weil ich in ihnen in strengerem Sinn auf mich bezogen bin als in anderen Gefühlen. Eine Theorie der Gefühle, die auf Brentano und Meinong zurückgeht, nach der Gefühle Modifikationen von Strebungen sind, macht dies verständlich und zeigt, wie sich Gefühle des Wachseins von anderen Gefühlen unterscheiden. Die Philosophische Bedeutung des Wachseins resultiert aus den Beziehungen zu einigen klassischen Problemen der Philosophie: zum Selbstbewusstsein, zur freien Entscheidung sowie zum Ursprung des Bewusstseins. Zudem bildet es das Medium, in dem uns etwas bewusst ist. Wir müssen nicht wissen, was Wachsein ist, um wach zu sein, aber dieses Wissen ist unverzichtbar für das Selbstverständnis von uns als Menschen.