Briefkultur
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Die Fragestellung des vorliegenden Bandes gilt nicht der Entstehung, sondern der zunehmenden Problematisierung des Mediums Brief in der Moderne. Kann man von einer Krise oder gar einem Verfall der Briefkultur im 19. und 20. Jahrhundert sprechen? Die innovativen Beiträge des Bandes zu Autorenbriefen der deutschen Literatur wollen nicht das Ende, sondern die Transformation der Briefkultur beleuchten, vor allem ihr erstaunliches Revival in der Klassischen Moderne. Ein erster Schwerpunkt betrifft die zunehmende Problematisierung des Mediums Brief in den Autorenbriefen des frühen 19. Jahrhunderts, in einer Epoche, in der die traditionsbildende Briefkultur der Empfindsamkeit bereits historisch geworden ist. Eine zweite Gruppe von Beiträgen kreist um den Autorenbrief als Reflexionsmedium europäischer Geschichte und als eigene Form der Zeitzeugenschaft, in der sich privater und öffentlicher Diskurs aufs engste verschränken. Im Mittelpunkt des Bandes stehen die Beiträge, die die besondere Produktivität der Briefkultur in der Klassischen Moderne erörtern, in der sich Potentialität und Grenzen des Mediums zeigen. Ein letzter Schwerpunkt bezieht sich auf den Brief als historisch gewordene Form, die Anfang des 20. Jahrhunderts zum Medium einer Archäologie bürgerlicher Subjektivität und Autorschaft wird. Der neue Blick auf die Briefkultur der Moderne soll die Aktualität des Mediums Brief beleuchten und das Interesse von Literaturwissenschaftlern und Literaturliebhabern wecken.