Das Ewige im Flüchtigen
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Wissenschaftlicher und technischer Fortschritt schlug sich seit jeher in der Bestattungskultur nieder und brachte künstlerische Impulse für Grabmäler, Grabanlagen und Kulträume hervor, die von den Pyramiden bis zum heutigen anonymen Rasengrab reichen. Die Wiedereinführung der Feuerbestattung im 19. Jahrhundert wurde als ein solcher zivilisatorischer Fortschritt gepriesen. Wichtige Vertreter der Geistes- und Naturwissenschaften, von Jacob Grimm bis hin zu Rudolf Virchow, propagierten in Deutschland diese neue Bestattungsform aus hygienischen, (platz)ökonomischen und sozialen Gründen. Die Feuerbestattung und vor allem die würdige Beisetzung der Aschenreste wurde fortan in den verschiedensten Wissenschaften und Gesellschaftsschichten diskutiert. Die vorliegende Studie befragt diese Debatten hinsichtlich neuer Beisetzungsformen in neu entwickelten Bautypen, analysiert exemplarisch gebaute (u. a. von Fritz Schumacher und Peter Behrens) oder utopische Vorschläge zur Aschenbeisetzung. Sie stellt die damit verbundenen Empfehlungen zu neuen Trauerriten vor, die bis hin zum Kult der „Feuerehrung“ unter den Nationalsozialisten reichen und zeichnet so den gesellschaftlichen und politischen Mentalitätswechsel nach, der sich auch in der Bei-setzform von Asche niederschlägt (vom antikisierenden Tempel zum germanisierenden Rasengrab).