Überliefertes, Erlebtes und Erkenntnisse
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An der 1409 gegründeten Leipziger Alma mater haben sich die Wissenschaftdisziplinen in erkennbarer Heterogenität, unterschiedlichem Tempo und differenter Spannweite entwickelt. Noch weit über das Spätmittelalter hinaus waren Geistesinhalt und Bildungsrichtungen von religiösen Kongregationen geprägt, was auch von bivalentem Interesse getragen war. Einerseits erhielt die Universität vielfältige Privilegien, zum anderen war dem Klerus ein maßgeblicher Einfluss auf die Universitätsobliegenheiten garantiert. Auch auf dem Gebiet der Medizin ist eine hiervon mitbestimmte Entwicklung erkennbar. Während die Professuren für Therapie und Pathologie bereits 1438 entstanden, wurden der Lehrstuhl für Physiologie 1531 und das einheitliche Lehramt für Anatomie und Chirurgie Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet. Unter den medizinischen Wissensgebieten ist die Chirurgie bis heute dasjenige Fach, welches die Phantasie der Menschen am meisten inspiriert. Ihre Wurzeln liegen im Handwerklichen, sind aber lediglich der technische Anteil einer unentbehrlichen Vielfalt an Befähigungen. Ein Kranker erwartet von seinem Arzt in besonderem Maße Herzensgüte und Menschlichkeit, Einfühlungsvermögen und Zuneigung, Vernunft und Instinkt. Ohne Umschweife: Geist und Charakter bestimmen den Rang eines Chirurgen. Im vorliegenden Werk wird ein Überblick über die Entwicklung der großen Krankenhäuser Leipzigs gegeben, wobei der Werdegang vom Jacobs-Hospital zur modernen Universitätsklinik besondere Aufmerksamkeit erfährt. Neben der Emanzipation und Entfaltung der Chirurgie zu einem selbständigen Fachgebiet nach 1812 werden die bedeutsamen Verdienste charismatischer, berühmter Chirurgen der Leipziger Universität gewürdigt, deren Namen noch heute weltumspannend in aller Munde sind, darunter Gustav Biedermann Günther, Carl Thiersch, Friedrich Trendelenburg, Erwin Payr und Ernst Heller. Sie waren Heroen der Chirurgie und für die Universität Leipzig gleichsam Glanz und Zierde. Ihnen gelang, gewichtige Chirurgenschulen zu begründen, deren Lehre und Geist unverändert fortbestehen. Die Abhandlung eines langen Zeitabschnittes zur Geschichte der Chirurgie an der Universität Leipzig soll nicht nur dazu dienen, berühmte Namen im Gedächtnis zu bewahren, sondern möge auch einem unterhaltsamen Ausflug durch ein wunderschönes Gelände der Natur gleichen – sie soll nicht strapazierend, sondern erfrischend sein; den Genuss einer schönen Erinnerung bieten und Stimulans für Nachbetrachtungen sein. Das vorliegende, lebendig verfasste und mit zahlreichen Illustrationen versehene Buch eines leidenschaftlichen Chirurgen möchte nicht nur Fachkollegen ansprechen, sondern auch all denen eine reizvolle Lektüre sein, die diesem Fachgebiet und der Universität Leipzig in Achtung und Zuneigung verbunden sind.