Zeit für offene Karten
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Seit Jahren beschäftigt sich Klaus G. Gaida in seiner bildnerischen Arbeit mit der Untersuchung altherge-brachter Zeichen- und Schriftsysteme und transformiert die Erkenntnisse in neue Bildsprachen. Um für die Werkgruppe Zeitvertreib zu einem kohärenten Zeichensystem zu gelangen, dienten Gaida Felszeichnungen mit ihren Kratzern und Riefen hilfreich als Ausgangspunkt zu weiterführenden Überlegungen. In diesen 'gezeichneten Gedächtnisstützen', auf das Wesentliche reduziert, tauchen immer wieder gleiche Zeichen auf, die verschlüsselt komplexe Botschaften in einfachen Zeichensystemen darstellen. Bei der Entwicklung der Bilder für die Serie Zeitvertreib stand im Vordergrund einfache Linien- beziehungsweise Strichzeichnungen in ein spielbares Kartenblatt umzusetzen. Hier griff er die beiläufigen oft 'sinnlosen' Stricheleien und Kritzeleien auf, die in Gesprächsrunden oder auch beim Telefonieren entstehen, sozusagen 'gedankenverlorene Aufzeichnungen'. Die Faszination dieser spontanen ungegenständlichen Darstellungen findet sich im Strichduktus, und sie eigneten sich für seineArbeitsweise zur schematischen Codierung herkömmlicher Kartenmotive. Nach einer Anzahl von Entwürfen 'kontrollierter gedankenverlorener Beiläufigkeit' entstanden die 32 Zeichnungen, als Vorgabe für die ausgeführten 'Karten Bilder'. Den drei 'Jolly Jokers' der Werkgruppe liegen lineare Holzdrucke aus dem 16. Jahrhundert zu Grunde. Zur damaligen Zeit wurden fabelhafte Reisebeschreibungen oder deren humorvolle Verspottung mit derartigen Holzschnitten illustriert. Nach Fertigstellung der Bilder und Realisierung des Kartenspiels wurden in einem Wirtshaus von einer zusammengewürfelten Spielerrunde die Kartenwerte zu vorgegebenen Ausführungen in Gesten symbolisch dargestellt. (Max Otto Schürmann)