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70 Jahre herrschte eisernes Schweigen über die Opfer des Nazi-Terrors im Kärntner Gailtal. Dieses Tabu wurde durch die Arbeit des Vereins Erinnern Gailtal gebrochen. Das Gedenkjahr 2015 wird nun zum Anlass genommen, all jene vergessenen und verdrängten NS-Opfer im und aus dem Tal zurück in die Erinnerung zu holen und ihnen einen Platz im kollektiven Gedächtnis zu geben. 200 Biographien von NS-Opfern, unter ihnen Kärntner Slowenen, Juden, Homosexuelle, Geistliche, politisch Verfolgte, Widerstandskämpfer und „Euthanasie“- Opfer, konnte das Team um Bernhard Gitschtaler in dreijähriger Forschungsarbeit rekonstruieren. Dass einige der Autoren über NS-Opfer in der eigenen Familie und den familiären Umgang mit der Geschichte der Ermordeten schreiben, ist nur eine der Facetten, welche dieses Buch so eindringlich und brandaktuell machen. Wer es liest, wird sich aber auch die Frage stellen, wie es sein kann, dass eine Region konsequent seine ermordeten Söhne und Töchter, Väter und Mütter, Großeltern und Enkelkinder, Nachbarn und Verwandte verdrängen und vergessen konnte. Die Autoren erzählen so nicht nur die Geschichte und den Umgang einer Kärntner Region mit der eigenen dunklen Vergangenheit, sie erzählen viel mehr: eine österreichische Geschichte.