Verletzte Seelen
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Als eine der fundamentalen Erfahrungen des Menschen stellt das psychische Trauma in Goethes Dichtung nicht nur einen Schlüssel zum Verständnis eines Charakters dar, sondern bildet auch eine Tiefenschicht eines Werkes. Die vorliegende Studie fragt nach spezifischen Konstellationen der psychischen Verstörung in zweien der großen Romane Goethes, Wilhelm Meisters Lehrjahre und Die Wahlverwandtschaften, Konstellationen, die die heutige Psychiatrie unter dem Oberbegriff des „Traumas“ rubrizieren würde, der indes der goethezeitlichen Seelenheilkunde als Terminus noch nicht zur Verfügung stand. Aus der Spannung dieser beiden Pole – einer goethezeitlichen Anthropologie und Psychodiagnostik einerseits und moderner Theorieansätze und Diagnoseverfahren der Psychotraumatologie andererseits – bezieht diese Arbeit einen guten Teil ihres Interesses und ihrer analytischen Energie. Das Ziel der Untersuchung ist dabei eine textnahe und aufschlussreiche Interpretation der beiden Romane, in denen verletzte Seelen, nämlich traumatisierte Figuren - sowohl tödlich Traumatisierten als auch diejenigen, die ihr Trauma überwinden - im Mittelpunkt stehen. So bringt sie ein breites Spektrum an Traumata zum Vorschein.