"Ich war die große jüdische Hoffnung"
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Vor zwölf Jahren hat das Haus der Geschichte Baden-Württemberg die Erinnerungen von Gretel Bergmann erstmals veröffentlichen dürfen, die innerhalb kurzer Zeit vergriffen waren. Nun konnte sie im letzten Jahr in bewunderungswürdiger Frische ihren 100. Geburtstag feiern. Dies war für uns der Anlass, sie zu fragen, ob wir eine zweite Auflage ihrer Erinnerungen herausbringen dürfen. In einem überaus anrührenden schwäbisch-englischen Telefonat stimmte sie diesem Vorhaben sehr gerne zu. Die Feiern zu ihrem 100. Geburtstag, vor allem auch in Laupheim, hatten gezeigt, dass es einer kleinen Fortsetzung der Erinnerungen bedarf, um die weitere Entwicklung ein wenig darzustellen. So konnten wir Walther Tröger, Ehrenmitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), für ein sehr persönliches Grußwort gewinnen. Walther Tröger hatte ganz wesentlichen Anteil daran, dass sich Gretel Bergmann/Margaret Lambert wieder Deutschland annäherte: durch die Einladungen an sie zu den Olympischen Spielen in Atlanta, durch die Verleihung des Georg von Opel-Preises 1999 in Frankfurt, die auch zum ersten Besuch in Laupheim nach mehr als 60 Jahren führte, und vor allem durch seinen von großer Sympathie und Einfühlungsvermögen geprägten Umgang mit den berechtigten Verletzungen, Sorgen und Ängsten von Gretel Bergmann, der in den 1990er Jahren immer noch nicht selbstverständlich war. Inzwischen hat Margaret Lambert auch wieder nach Laupheim zurückgefunden, im wahrsten Sinne des Wortes, und es waren beeindruckende Begegnungen. Sie ist wieder ein Teil der Laupheimer Sport-und Stadtgeschichte, und es ist schön, dass dies nach so vielen Verletzungen und nach so vielen Jahrzehnten möglich war. Beispielhaft dafür war die Feier zu ihrem 100. Geburtstag am 12. April 2014 in Laupheim. Im Rahmen der Berichterstattung über den 100. Geburtstag von Margaret Lambert hat Roland Ray von der Schwäbischen Zeitung in Laupheim ein Interview anlässlich von Filmaufnahmen mit ihr in ihrer Wohnung in New York geführt. Wir freuen uns, dass er dieses Gespräch für die zweite Auflage der Erinnerungen zur Verfügung gestellt hat. Damit können wir tatsächlich von einer erweiterten Auflage sprechen, denn wir können lesen, was „seither geschah“. Dabei zeigt sich auf ganz eindrückliche Weise, was auch heute noch an Veränderungen in den so schwierigen jüdisch-deutschen Beziehungen möglich ist und wie wohltuend dies für beide Seiten sein kann. Unsere frühere Kollegin Dr. Anna-Ruth Löwenbrück hat vor vielen Jahren Margaret Lambert kennengelernt und den Kontakt zum Haus der Geschichte Baden-Württemberg hergestellt. Dafür sei ihr auch an dieser Stelle nochmals ausdrücklich gedankt. Dr. Irene Pill hat die Redaktion dieser erweiterten Auflage übernommen und Anja Harms die Gestaltung. Bei Thomas Kärcher lag die Erstellung der Register wieder in guten Händen. Ihnen allen danke ich herzlich für ihr Engagement. An den Zielen dieser Neuauflage hat sich gegenüber der ersten Ausgabe nichts geändert. Die Erinnerungen von Gretel Bergmann/Margaret Lambert sollen helfen, beispielhaft für eine Person und für einen Ort, Zugänge zu einer zentralen Zeit südwestdeutscher und deutscher Geschichte zu finden. Sie sollen neugierig machen, Interesse wecken und Mut machen, sich weiter für Versöhnung einzusetzen und sich der eigenen Geschichte zu stellen. Dr. Thomas Schnabel Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg