Ordnungswidrigkeiten
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Es gibt literarische Werke und Filme, in denen die Verletzung der Alltagslogik und die Missachtung der natürlichen Gesetze zum Programm gehören: In Märchen und Fabeln können Tiere sprechen, in Abenteuergeschichten überschreiten die Leistungen der Helden das eigentlich Menschenmögliche, in Science-Fiction-Produktionen werden unendlich weite Reisen unternommen, und in einer berühmten Erzählung Franz Kafkas verwandelt sich ein Mann plötzlich in ein Ungeziefer. Neben solch gattungsspezifisch legitimen Verstößen gegen das Realitätsprinzip finden sich aber auch immer wieder subtilere, auf viel leiseren Sohlen daher kommende Herausforderungen an unsere Vorstellungskraft und an das, was uns plausibel erscheint: In einem sozialkritischen Drama des 18. Jahrhunderts dauert eine Schwangerschaft länger als ein Jahr, ohne dass es dabei zu Komplikationen käme; in dem weltberühmten Film „Citizen Kane“ stirbt die Hauptfigur ganz allein, und hinterher weiß doch alle Welt, was sie dabei vor sich hin gesagt hat. Solche Ordnungswidrigkeiten innerhalb der Kunst sind es, die Schmiedt aufmerksam unter die Lupe nimmt und analysiert: als kuriose Phänomene von beträchtlichem Unterhaltungswert, hinter denen bei näherer Betrachtung oft mehr steckt als die zunächst einmal vermutete Unaufmerksamkeit des verantwortlichen Schriftstellers oder Filmemachers.