Die Abgrenzung des Konsolidierungskreises
Autoři
Více o knize
Ende des 19. Jahrhunderts einsetzende Konzentrationsbewegungen in der Weltwirtschaft lösten die Bildung von Konzernen aus. Der so verursachte und weiterhin steigende Prozess der Konzernbildung führte dazu, dass sich das Interesse der Wirtschaftsakteure an einer einheitlichen Bilanzierungspraxis verstärkte und der Konzernabschluss zu einem bedeutenden Informationsinstrument der externen Unternehmensberichterstattung wurde. Die zentrale Frage ist dabei, wie der Konsolidierungskreis abzugrenzen ist und welche Unternehmen somit bei der bilanztechnischen Darstellung des Konzerns berücksichtigt werden und welche nicht. Die IASB-Vorschriften zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises nach IAS 27 und SIC-12 wurden durch die jüngste Finanzmarktkrise sowie immer wieder erhobene Vorwürfe, dass aufgrund der Vorschriften nicht alle Gesellschaften in den Konzernabschluss einbezogen werden müssen, die Risiken für den Konzern in sich bergen, in Frage gestellt. Das IASB hat bereits im Jahr 2002 ein Projekt zur Neuregelung der Vorschriften zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises angestoßen. Das Projekt mündete in der Veröffentlichung des IFRS 10 und der damit einhergehenden Ablösung des IAS 27. Der neue Stand ist für kapitalmarktorientierte Unternehmen in der EU erstmalig anzuwenden seit dem 1. Januar 2014. Das IASB-Projekt zur Entwicklung eines neuen Standards zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises stieß auf großes Interesse der Wirtschaftsakteure. Die IFRS werden vom IASB in einem politischen Standardsetzungsprozess, dem sog. due process, entwickelt. Dabei können sich interessierte Gruppen auf vielfältige Weise einbringen und somit versuchen, den Prozess und dessen Inhalte zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Daher besteht die Zielsetzung dieser Schrift darin, zu untersuchen, wie die Entwicklung des IFRS 10 im Rahmen des Standardsetzungsprozesses des IASB beeinflusst wurde und welche Interessengruppen die neuen Vorschriften herbeigeführt haben.