Das Porzellan Ostasiens und die Delfter Fayence in Interieurs dynastischer Inszenierungen & politischer Selbstvergewisserungsstrategien im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts
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Gegenstand dieser Forschungsarbeit ist eine Definition des Begriffs „Porzellankabinett“ im engeren und weiteren Sinne. Im engeren entlang architekturtheoretischer, keramischer und soziologischer Parameter unter den Stichworten Gabentausch und symbolisches Kapital; im weiteren Sinne in der Beantwortung der Frage von Sinn und Zweck dieser speziellen Formulierung eines Interieurs im höfischen Gefüge der frühen Neuzeit. Grundlage bilden 32 Inventare, die Entstehung, Blüte und Verfall dokumentieren. Sie stammen aus dem Zeitraum 1619 bis 1732. Ein Drittel von ihnen war bislang unveröffentlicht. Sie werden ergänzt durch verschiedene andere Quellen der höfischen Verwaltung und des höfischen Kunstbetriebs sowie einer wenig bekannten, sehr ungewöhnlichen Bildquelle. Entstanden unter Amalia von Solms als Teil einer Strategie für das soziale und politische Überleben der Oranier in einer kritischen Phase ihrer Geschichte, verteidigten ihre Töchter über eben diese Porzellane ihre Erbansprüche, als die Dynastie in direkter männlicher Linie ausstarb. Das Porzellankabinett stellt sich somit als Werkzeug politischer Propaganda und „raumgewordene“ politische Ikonographie in zwei bedeutenden krisenhaften Situationen der Geschichte der Generalstaaten in der frühen Neuzeit dar.