Die Krisendebatte in Europa
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Der vorliegenden Arbeit liegen Reflexionen zugrunde, die sich um den Begriff der Solidarität kreisend jedem aufdrängen, der sich mit der Morphologie der Krisenphänomene auseinandersetzt, die Europa seit dem Ausbruch der Finanz- und Staatsverschuldungskrise heimgesucht haben. Ursprünglich als eine Exploration von Solidaritätsverständnissen in dürftiger Krisenzeit gedacht, erweiterte sich in der Folgezeit das Forschungsinteresse von Solidaritätsperzeptionen auf eine Rekonstruktion der politisch- und medial-diskursiven (sozialen) Konstruktion der Krise. Auf der methodischen Grundlage der Grounded Theorie und des wissenssoziologischen Forschungsansatzes wird eine Diskurs- und Medienanalyse durchgeführt, und zwar als analytisch-rekonstruktive Herausarbeitung von Krisenperzeptionsmustern, Argumentationsschemata, Erklärungs- und Begründungsstrategien, Selbst- und Fremdverhältnissen und Problemlösungsansätzen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Griechenlandbezug des europäischen bzw. deutschen politisch-parlamentarischen Krisendiskurses einerseits, den medialen Wahrnehmungen der Griechenlandkrise, wie sie sich in Kommentaren der deutschen Qualitätspresse artikulieren, andererseits. Diese Schwerpunktsetzung liegt nicht nur in der führenden Rolle begründet, die Deutschland im Verlauf der europäischen Krisenbewältigung zugewachsen ist, sondern auch in der Tatsache des eminenten Stellenwerts, der der griechischen Staatsverschuldungskrise im europäischen Krisendiskurs zugewiesen wird. Die Griechenland-Problematik taucht in verschiedenen Kontexten des Krisendiskurses auf: a) Im Rahmen der politisch-diskursiven Verständigung über Ursachen und Wirkungen der Finanz- und Schuldenkrise, b) im Kontext der Auseinandersetzungen um die Frage der geeigneten Krisenbewältigungsmaßnahmen, und c) im diskursiven Kontext der wertbezogenen Argumentationen um Fragen wie Zusammenhalt, Kohäsion, Solidarität.