Poetik der Einkreisung
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Horst Bienek (1930–1990) wird 1951 vom Staatssicherheitsdienst in Potsdam verhaftet und von einem Sowjetischen Militärtribunal zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit im stalinistischen Lager „Workuta“ zwischen Eismeer und Nordural verurteilt. Nach vier Jahren Gefangenschaft wird er begnadigt, kann sich in der BRD als freiberuflicher Schriftsteller etablieren und veröffentlicht u. a. drei einschlägige literarische Texte, in denen er sich mit seiner Hafterfahrung auseinandersetzt: Traumbuch eines Gefangenen (1957), Die Zelle (1968) und Workuta (2013, posthum erschienen). Basierend auf diversen poetologischen Schriften Bieneks rekonstruiert Heng Barone eine konsistente Poetik, die einen neuen Zugang zu Bieneks Gefangenschaftstexten ermöglicht. Der Begriff der Einkreisung ist dabei zentral: Bienek arbeitet in seinen Büchern über die Gefangenschaft nicht nur seine persönliche Vergangenheit subjektiv auf, sondern er verfolgt das Ziel, kollektive Erfahrungen – Geschichte – zu erinnern, zu reflektieren und auf ihre Wahrheit hin zu überprüfen.