Das Alter und die Weisheit
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Seit der Antike gilt Weisheit als spezifische Kompetenz des Alters. Sie wird als besonderes Wissen konzipiert, das an Personen, Erfahrungen und Erzählungen gekoppelt ist und damit abstrakten, dokumentier- und digitalisierbaren Wissensformaten entgegensteht. In der Moderne verliert das Erfahrungswissen des Alters einerseits an lebenspraktischer Relevanz; andererseits steigt mit der Komplexität von Wissensbeständen und Lebensbereichen auch der Bedarf an richtungsweisendem Ratschlag. Die Studie geht dieser Spannung zwischen Weisheitsskepsis und Weisheitssehnsucht in der Literatur der Moderne nach: Indem sie auf das vermeintlich atavistische Modell der Weisheit rekurrieren, können sich literarische Texte zum einen zu den Altersdiskursen ihrer Zeit positionieren, dominante Zuschreibungen und Bilder aufbrechen und dynamisieren. Zum anderen eignet sich das rätselhafte, individuelle und narrative Wissen der Weisheit auch zur literarischen Selbstreflexion: Wenn literarische Texte von Weisheit erzählen, dann erzählen sie auch von sich selbst.