Funktion und Normativität bei Darwin und Aristoteles
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Die Evolutionstheorie, die in immer mehr Bereichen der modernen Humanwissenschaften als maßgebliches Erklärungsmodell angewendet wird, scheint im Bereich der Moralphilosophie auf folgendes Dilemma hinauszulaufen: Entweder wird Moralität auf evolutionäre Anpassungsleistungen zurückgeführt und in diesem Sinne reduziert oder aber moralische Normativität wird als irreduzibel anerkannt, was dazu führt, dass Ethik und Evolutionstheorie als zwei Perspektiven, unter denen menschliches Verhalten betrachtet werden kann, unvermittelt nebeneinander stehen. Gegen diesen Befund sprechen allerdings Tendenzen in der gegenwärtigen philosophischen Ethik, die in zunehmendem Maße die Notwendigkeit betonen, menschliches Verhalten an die Natur und insbesondere an biologische Grundlagen zurückzubinden. Dieser Perspektivwechsel ist maßgeblich mit einer Wiederaufnahme aristotelischer Grundfiguren verbunden, so dass sogar von einer ‚Re-Aristotelisierung der praktischen Philosophie‘ (Höffe) gesprochen wird. Was diese antike Ethik so attraktiv erscheinen lässt, ist die Verwendung eines Naturbegriffs (physis), der die Grundlage sowohl der aristotelischen Naturphilosophie als auch der Moralphilosophie darstellt. Der Sammelband diskutiert vor diesem Hintergrund unter anderem die Frage, inwieweit Aristoteles’ Philosophie mögliche Lösungsansätze für das oben beschriebene Problem der Disparität von Moral und Evolutionstheorie anbieten kann.