Entwicklung und Etablierung eines multimodalen MRT-Protokolls zur funktionellen Charakterisierung der nicht-obstruktiven Azoospermie
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Der unerfüllte Kinderwunsch ist trotz innovativer Verfahren zur künstlichen Befruchtung wie FNA und (m)-TESE weiterhin ein aktuelles und die betroffenen Paare stark belastendes Thema. Die Magnetresonanztomographie hat sich zu einem festen Bestandteil im Repertoire der bildgebenden Diagnostik testikulärer Erkrankungen entwickelt. Zu den wichtigsten Charakterzügen des Verfahrens zählen die fehlende Invasivität bei gleichzeitigem Verzicht auf ionisierende Strahlung bei hoher Auflösung und gutem Gewebekontrast. Somit kann eine adäquate anatomisch-morphologische Beurteilung inklusive Volumetrie erfolgen. Insbesondere die zusätzlich entwickelte Möglichkeit der funktionellen Bildgebung ist für die klinische Evaluation interessant. Hierzu zählen zeitaufgelöste Messungen der Perfusion, in vivo Bestimmung von Metabolitenkonzentrationen (MRS) sowie die Messung der lokalen Protonenbeweglichkeit als Ausdruck der Zelldichte und der Weite des interstitiellen Raumes (Diffusion). Bisher wurde das Krankheitsbild der NOA lediglich anhand von Biopsaten evaluiert. In dieser Studie wurde erstmals ein in vivo MRT-Protokoll zum Vergleich mit einem Normkollektiv etabliert, um deren Diagnostik zu optimieren. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Volumen, Perfusion sowie Diffusion verlässlich mittels MRT bestimmen lassen. Es finden sich signifikante Unterschiede bei Volumen und Diffusion. 27 Patienten mit auffälligem Spermiogramm konnten mit 35 Probanden verglichen werden. Dabei zeigten die Patienten mit NOA im Vergleich zum Normkollektiv ein deutlich geringeres Hodenvolumen. Zusätzlich erwiesen sich die in der MRT erhobenen Werte als signifikant höher als in der Sonographie, was auf eine unterschiedliche Methodik zurückzuführen ist. Darüber hinaus präsentierten die Patienten höhere ADC-Werte als Zeichen einer gesteigerten Diffusion. Hierbei kann man in der MRT zwischen Patienten mit SCO und Patienten mit NOA-Verdacht und letztlich unauffälliger Histologie unterscheiden. In der MR-Spektroskopie ließen sich Cholin und Kreatin bei zwei verschiedenen aus vorangehenden Studien übernommenen Echozeiten nachweisen. Kleine Hodenvolumina, wie sie bei NOA in der Regel vorliegen, erschweren die Durchführung und insbesondere Auswertung der Spektroskopie. Es wurde ein Quotient aus Cholin und Kreatin gebildet. Hier soll eine Verringerung als Zeichen einer gestörten Spermatogenese dienen. Aufgrund der verrauschten Spektren ließen sich jedoch keine signifikanten Daten erheben. Insgesamt hat die Spektroskopie in den letzten Jahren jedoch deutlich an Bedeutung verloren. Bezüglich der Perfusion fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Gesunden und Patienten. Dies lässt sich gut durch die intakte Blut-Hoden-Schranke beim vorliegenden Krankheitsbild erklären. Einen gegenteiligen Befund lieferte der Einzelfall eines Patienten mit Epididymoorchitis und subtotalem testikulären Infarkt. Bei diesem konnte das angewandte pharmakokinetische Modell keine Perfusion nachweisen. Für eine ganzheitliche Analyse wurden urologische Daten wie Spitzenfluss der Arteria testicularis, Hormonstatus und Patientenhistologie hinzugezogen. Diese lieferten keine signifikante Korrelation zu den erhobenen Parametern. Insgesamt ist die multimodale MRT eine erfolgsversprechende, nicht invasive Methode zur morphologischen und funktionellen Beurteilung des Hodens.